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FC Twente Enschede - FC Getafe 3:2 n.V.
"Welkom in de hel van Enschede"

FC Twente Enschede - FC Getafe 3:2 n.V. - Ein Ortstermin
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Wie selbstverständlich machten wir uns mit einem vierköpfigen "Mob" auf den Weg in Richtung Holland. Diesmal hieß das Ziel Enschede, knapp über 100 Kilometer vom heimischen Bochum entfernt. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten: Eine Karte für das "Arke-Stadion" zu bekommen, ist alles andere als einfach. Aber dazu mehr im weiteren Verlauf.

Die Hinfahrt verlief weitestgehend problemlos, auch wenn wir aufgrund einer Baustelle bei Dülmen einen Umweg in Kauf nehmen mussten. So lernten wir wenigstens die Dörfer Goxel und Lette kennen, kamen zudem an insgesamt vier Sportplätzen mit angeschaltetem Flutlicht vorbei. Aber die interessierten uns nicht wirklich, wir hatten nur die UEFA-Cup-Partie zwischen dem in Enschede beheimateten FC Twente und dem spanischen FC Getafe im Blick.

Eine halbe Stunde vor dem Match wurde das Auto auf einem kleinen Stück Wiese abgestellt, auch das sollte ein Nachspiel haben. Gedanken machte sich jedoch von uns niemand, schließlich hatten zahlreiche Einheimische ihre PKWs haargenauso geparkt. Auf zur Arena, die schon von weitem die Kategorie "Schmuckstückchen" verdient hatte. Dennoch wunderten wir uns, dass dort 28.000 Zuschauer Platz finden sollen. Schnell merkten wir, dass dem auch nicht so ist, sondern unsere Holländisch-Kenntnisse eher schlecht als recht sind. Die Info auf der Homepage des FC Twente bezog sich nicht auf das aktuelle Fassungsvermögen, sondern auf ein geplantes Ausbauvorhaben, wie ein Sitznachbar von "Flo", der übrigens als deutscher Twente-Dauerkarteninhaber "wegen der guten Stimmung" alle zwei Wochen in die Niederlande reist, ihm während der 90 Minuten erklärte.

Genau deshalb war es auch alles andere als natürlich, dass uns der Ticketwunsch an der Kasse auch erfüllt wurde. Die letzten beiden Enschede-Heimspiele gegen den PSV Eindhoven und den FC Utrecht in der Liga waren überigens mit 13.000 Fans restlos ausverkauft. Wie schon erwähnt, wir waren von einer mehr als doppelt so hohen Kapazität ausgegangen. Wir hatten nicht nur aufgrund des ordentlichen Deutsch des Twente-Mitarbeiters Glück, sondern der gute Mann konnte uns auch noch mit vier Tickets nebeneinander begeistern. Immerhin, der Weg in die Niederlande war nicht umsonst. Schon aber der zum vermeintlichen Bierstand. Denn unsere Bitte nach vier kühlen Pils wurde von einer netten Holländerin zwar freundlich, aber bestimmt abgelehnt. "Ja gut, Cola trinke ich jetzt auch nicht", stellte Boiger direkt klar.

Also suchten wir mit leeren Händen unsere Plätze auf, direkt wurden wir von einem kleinen, aber feinen Getafe-Auswärtsblock begeistert. Zwar waren im ersten Moment nur um die 50 spanischen Anhänger ersichtlich, aber auch diese wussten mit Schlachtrufen zu überzeugen. Das gelang auch der heimischen Kurve, allerdings nicht nur mit Anfeuerungsrufen, sondern zudem mit einer dem Europapokal würdigen Choreographie. Über die komplette Seite hinter dem einen Tor wurde mit Seilen ein Banner mit dem Schriftzug "FC Twente" hochgezogen, dahinter verbarg sich ein weiteres mit "Enschede". Mit einer Rauchbombe darunter wurde das Bild komplettiert. Darüber war vor allem Gäste-Torwart Roberto Abbondanzieri gar nicht erfreut, eine Beschwerde über die schlechten Sichtverhältnisse beim Schiedsrichter gab es schon kurz nach dem Anpfiff.

Der Rauch war jedoch längst abgezogen, als Twente das Hinspiel-Ergebnis von 0:1 egalisierte und in Führung ging. Nicht erst ab diesem Zeitpunkt verstand man, was einem der Enschede-Anhang mit den über ihm angesprühten Worten "Welkom in de hel van Enschede" meint. Man kann durchaus davon sprechen, dass das Stadion zu einem Hexenkessel wurde. Erst recht, als der Referee im zweiten Durchgang nach einem Foul im Getafe-Strafraum auf den Punkt zeigte. Der ehemalige Bundesliga-Akteur Blaise N'Kufo fand allerdings in Abbondanzieri seinen Meister, ehe er kurze Zeit später sogar noch den Roten Karton vor die Nase gehalten bekam.

Das war natürlich die Chance für die Spanier, doch ihre drückende Überlegenheit konnten sie nicht in Tore ummünzen, zumindest nicht in der regulären Spielzeit. Hieß für uns, dass wir auch noch eine Verlängerung präsentiert bekamen. Der nächste Foulelfmeter ließ nicht lange auf sich warten. In der 92. Minute vergab der ansonsten hervorragende Manu die Riesenchance, eine Art Vorentscheidung zu erzielen. Kurze Zeit später gelang den Gästen dies jedoch durch einen Doppelschlag. Mit 1:2 ging es in die zweite Hälfte der Extra-Zeit. Wer wie die meisten der 13.000 Besucher dachte, die Partie wäre sicher in den Händen der Spanier, rieb sich fünf Zeigerumdrehungen vor dem Ende verdutzt die Augen. Mit zwei Treffern witterte Twente noch einmal Morgenluft, die ihnen aber auch mit dem Schlusspfiff wieder geraubt wurde.

Eine verrückte Begegnung, für die es sich lohnte, die Strecke ins Nachbarland in Kauf zu nehmen, anstatt sich die Erfolge der deutschen Teams vor dem Fernseher anzugucken. Ein "Bonbon" wurde uns zusätzlich serviert: Die holländischen Behörden hatten sich überlegt, am Donnerstagabend ein wenig Geld einzunehmen und verteilten fleißig Knöllchen. Natürlich auch an uns - immerhin sind die Nachbarn so freundlich und schreiben auf den Zettel direkt, was man zu bezahlen hat. Schlanke 50 Euro sind wohl eher ein Witz. Naja, was soll's? Ein schöner Abend war es trotzdem.

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