Die italienische Regierung wird den krisengeschüttelten Serie-A-Klub AC Parma unter Kontrolle des insolventen Nahrungsmittelkonzerns Parmalat am Ende der Meisterschaft 2003/2004 verkaufen. "Der Fußballklub gehört nicht zum Kerngeschäft Parmalats und wird veräußert", sagte der italienische Industrieminister Antonio Marzano.
Seitdem der Lebensmittelkonzern aus Parma im Dezember Insolvenz anmeldete, steht Parmalat unter Kontrolle des von der Regierung Berlusconi beauftragten Sonderkommissar Enrico Bondi. Parmalat kontrolliert ein 98-Prozent-Paket des Klubs. Bondi bemüht sich, Finanzmittel von 70 Millionen Euro aufzutreiben, die es dem Verein ermöglichen würden, die Meisterschaft zu Ende zu spielen und die Lizenz für die neue Saison zu erhalten. Bondi will auch einen Interessenten für Parma suchen.
77 Millionen Euro Verlust
Allerdings hatten die drei Unternehmen Barilla, ParmaCotto und Consorzio del Prosciutto di Parma bestritten, als Käufer in Frage zu kommen. Allein im vergangenen Geschäftsjahr betrug das Minus des AC Parma 77 Millionen Euro. Vor zwei Wochen hatte sich die Situation um Parmalat zugespitzt, als in den Bilanzen ein Defizit von vier Milliarden Euro aufgetaucht war. Daraufhin war Firmen-Gründer Calisto Tanzi festgenommen worden. Die Regierung von Milan-Boss Silvio Berlusconi übernahm deshalb mittels Bondi die Kontrolle.
Der Industrieminister berichtete, er habe Bondi mit dem Verkauf von drei Spielern beauftragt. Auf diese Weise soll der Schuldenberg in Höhe von 200 Millionen Euro reduziert werden. Zu den Spielern, die auf den Markt kommen, zählt nach Angaben der Tageszeitung Gazzetta dello Sport der Brasilianer Adriano, der im Juni zu Inter Mailand wechselt. Der Wechsel soll den Kassen des Klubs rund fünf Millionen Euro bescheren.
Parma trennt sich auch von Diana
Parma wird sich auch vom 25 Jahre alten Verteidiger Stefano Diana trennen, der zu Sampdoria Genua wechselt. Und der 24 Jahre alte Stürmer Emiliano Bonazzoli wird seine Karriere beim süditalienischen Erstligisten Reggina Calcio fortsetzen wird. Es gibt aber nach wie vor große Krisenherde. Klubchef Stefano Tanzi, Sohn des skandalumwitterten Parmalat-Firmengründers Calisto Tanzi, hatte sich geweigert, zurückzutreten. Ungewiss ist, ob Bondi den 35-Jährigen unterstütze wird oder ob er ihn durch einen Mannes seines Vertrauens ersetzen wird. Als möglicher Nachfolger Tanzis an der Spitze des Klubs sind der ehemalige Nationaltrainer Arrigo Sacchi und Luca Baraldi gehandelt.