Mit deutlichen Worten hat Gerald Asamoah im Kampf gegen den Rassismus zu noch mehr Zivilcourage aufgerufen. "Die jüngsten Vorfälle in deutschen Stadien sind Grund zu großer Wachsamkeit. Wir dürfen dem Rechtsradikalismus keine Chance geben", sagte der gebürtige Ghanaer, der zu Saisonbeginn im DFB-Pokalspiel mit seinem Verein Schalke 04 bei der Zweitvertretung von Hansa Rostock zur Zielscheibe rassistischer Schmähungen wurde.
Der 28 Jahre alte Stürmer, der wegen eines Schien- und Wadenbeinbruchs nicht an den beiden Länderspielen in Rostock gegen Georgien am Samstag (20.00 Uhr/live im ZDF) und in der Slowakei am Mittwoch (20.45 Uhr/live in der ARD) teilnehmen kann, äußerte im Stadionheft DFB aktuell zudem Befürchtungen, dass Deutschland seinen bei der WM erworbenen guten Ruf im Ausland wieder verspielen könnte.
Den guten Ruf nicht wieder verspielen
"Vor der Weltmeisterschaft hatte man in Deutschland gewisse Befürchtungen vor rassistischen Übergriffen, was sich glücklicherweise als unbegründet erwies. Umso erschreckender ist es jetzt, dass Rechtsradikale auf einen deutschen Nationalspieler losgehen. Ich finde es schlimm, welche Blüten der Rechtsradikalismus in Deutschland treibt. Das ist sehr traurig. Wir müssen aufpassen, dass nicht ein falsches Bild von Deutschland entsteht."
Der 43-malige Nationalspieler begrüßte die Maßnahmen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der unter anderem auch durch Strafen gegen die Vereine, deren Anhänger sich daneben benehmen, vorgeht. "Ich finde gut, mit welcher Konsequenz der DFB harte Strafen ausspricht. Dadurch wird auch die Zivilcourage der vielen echten Fans im Stadion gefördert, die keine Rassisten sind. Wir müssen es schaffen, die kleine Gruppe der rechtsradikalen Schreihälse, die das Interesse am Fußball auf so beschämende Weise ausnutzt, durch eindeutige Reaktionen auszugrenzen. Ein richtiges Zeichen ist da beispielsweise die Aktion in der Bundesliga unter dem Motto 'Zeig dem Rassismus die Rote Karte', die am übernächsten Wochenende stattfindet."
Nicht auf den Lorbeeren ausruhen
Asamoah warnte aber eindringlich davor, dass man sich nach der tollen WM auf den Lorbeeren ausruht: "Die meisten wissen ja, was in Deutschland passiert. Sie kennen das Positive und Negative. Die tolle Stimmung bei der WM 2006 und das friedliche Fest der Fans aus aller Welt in den Stadien und Städten in Deutschland haben die richtigen Akzente gesetzt und alle beeindruckt. Es war ein nachhaltiger Beweis dafür, wie die große Mehrheit in unserem Land denkt. Wir dürfen uns jetzt gerade nach der WM nicht damit zufriedengeben, dass Deutschland mit seiner Multi-Kulti-Gesellschaft eine tolle und unvergessliche Sommer-Party gefeiert hat. Wir müssen uns weiterhin entschieden dafür einsetzen, dass der Kampf gegen Rassismus einen entsprechenden Stellenwert hat und bei Entgleisungen sofort klar Positionen von allen gesellschaftlichen Kräften bezogen wird. Der Sport und der Fußball spielen dabei eine wichtige Rolle."
Zugleich brach der Nationalspieler trotz aller negativer Erfahrungen aber auch eine Lanze für Deutschland: "Sicher weiß ich auch, dass manche im Ausland sehr negativ über Deutschland denken und sagen, es sei ein Land der Rassisten. Es gibt auch Leute, die mich fragen, weshalb ich überhaupt für Deutschland Fußball spiele, für ein Land, welches Schwarze nicht akzeptiert, so sagen sie dann. Aber ich fühle mich heimisch in Deutschland. Deutschland ist ein Land, in dem man sich als Ausländer wohlfühlen kann. Ich lebe schon lange hier und habe mich nie richtig unwohl gefühlt."