Wenige Tage nach dem Ende der Weltmeisterschaft hat sich Jürgen Klinsmann entschlossen, zurückzutreten. Der Sport-Informations-Dienst (sid) hat zu dieser Entscheidung Stimmen gesammelt.
Jürgen Klinsmann: "Die Entscheidung war alles andere als einfach. Aber es war eine Entscheidung, die ich treffen musste. Es ist mein großer Wunsch, zur Familie und mit der Familie zur Normalität zurückzukehren. Ein wichtiger Grund ist auch, dass ich sehr viel Kraft gelassen habe. Ich fühle mich leer und ausgebrannt. Ich brauche erst einmal eine längere Zeit, um wieder meine Balance zu finden. Ich bin sehr glücklich, dass Joachim Löw die Aufgabe anpackt. Ich bin 1000-prozentig überzeugt, dass er dies schafft."
Joachim Löw: "Ich möchte mich bei Jürgen bedanken. Es waren zwei unvergessliche Jahre. Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe. Das ist eine große Herausforderung, den Weg weiterzugehen. Das ist unabdingbar. Nur so können wir dauerhaft in der Weltspitze bleiben. Es ist wichtig, dass wir es schaffen, dass die jungen Spieler nicht in ein Loch fallen. Wir wollen eine erfolgreiche Qualifikation spielen. Das Ziel ist, dass wir Europameister werden wollen."
Franz Beckenbauer (WM-OK-Chef): "Die Entscheidung von Jürgen Klinsmann müssen wir alle respektieren. 1986 war ich nach zwei Jahren als Teamchef in einer vergleichbaren Situation und habe mich unmittelbar nach dem Turnier in Mexiko völlig leer gefühlt. Spontan wollte ich auch aufhören. Ich habe mir dann zwei bis drei Wochen Bedenkzeit gesetzt, um schließlich doch weiterzumachen. Vielleicht wäre Jürgen mit etwas mehr Abstand zu einem anderen Entschluss gekommen. Ich habe auch jetzt noch das Gefühl, dass Jürgen noch nicht das erreicht hat, was er sich vorgenommen hatte. Daher habe ich mir gewünscht und gehofft, dass er seinen Weg weitergeht. Joachim Löw hat gezeigt, dass er ein guter Trainer ist. Es ist absolut richtig, mit ihm die Arbeit in verantwortungsvoller Position fortzusetzen."
Theo Zwanziger (Geschäftsführender DFB-Präsident): "Wir sind Jürgen Klinsmann in hohem Maße dankbar für das, was er geleistet hat. Es herrschte in unserem Präsidium Einigkeit, dass ein Höchstmaß an Garantie vorhanden sein muss, dass die Spielphilosophie fortgesetzt wird. Deswegen war es klar, dass wir den Weg mit Joachim Löw weitergehen wollen. Unser gemeinsames Ziel ist es, dass wir 2008 Europameister werden."
Gerhard Mayer-Vorfelder (DFB-Präsident): "Ich bedauere seine Entscheidung, aber wir haben sie zu akzeptieren. Jürgen Klinsmann ist seinen Weg als Bundestrainer bis zuletzt konsequent gegangen. Er hat mit seiner Arbeit viel bewegt für den deutschen Fußball und gezeigt, dass ein Wille Berge versetzen kann. Man muss die begonnene Arbeit fortsetzen. Ich danke Jürgen von Herzen für das, was er geleistet hat und für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen zwei Jahren."
Oliver Bierhoff (Nationalmannschafts-Manager): "Da ist etwas zusammengewachsen, ein Team voller Ehrgeiz, Vertrauen, Standfestigkeit, aber auch mit Spaß und Freude. Es ist sehr schade, dass einer aus diesem tollen Team abspringt. Aber wir müssen nach vorne schauen, und ich bin froh, dass wir den Weg weiterführen. Joachim Löw hat die Philosophie nicht nur mitgetragen, sondern auch mitgestaltet. Er war mehr als ein Assistenztrainer."
Werner Hackmann (Präsident des Ligaverbandes): "Ich bedauere seine Entscheidung, denn er hat bei der WM sehr viel bewegt. Er hat mit Platz drei für einen Erfolg der Nationalmannschaft gesorgt und eine große Euphorie entfacht. Er hat seine Entscheidung aus persönlichen Gründen getroffen. Dafür habe ich absolutes Verständnis."
Michael Ballack (Kapitän der Nationalmannschaft): "Ich finde es schade, dass Jürgen Klinsmann als Bundestrainer nicht weitermacht. Die Zusammenarbeit mit ihm war erfolgreich und hat viel Spaß gemacht. Ich respektiere allerdings seine Entscheidung. Gleichzeitig bin ich froh, dass wir in Joachim Löw einen neuen Bundestrainer haben, der die Mannschaft kennt und den Stil der bisherigen Arbeit fortsetzen wird."
Jens Lehmann (Nationaltorhüter): "Den Rücktritt von Jürgen Klinsmann bedauere ich sehr, weil er der Nationalmannschaft eine neue Begeisterung und eines neues Gesicht gegeben hat. Die Berufung von Joachim Löw zum neuen Bundestrainer ist für mich eine logische Entscheidung. Damit wird der Weg, den er bereits entscheidend mitgeprägt hat, konsequent fortgesetzt. Ich stufe seine bisherige Arbeit und sein taktisches Fachwissen sehr hoch ein. Es ist ein klares Zeichen an die Mannschaft, dass der Stil, der bei der WM viel Anerkennung fand, auch in Zukunft beibehalten wird."
Philipp Lahm (Nationalspieler Bayern München): "Es waren zwei tolle Jahre. Es tut mir leid und bin auch ein wenig enttäuscht. Das Duo Klinsmann/Löw war für mich die Idealbesetzung. Ich bin aber froh, dass Joachim Löw den Weg fortsetzt und alles beim Alten bleibt. Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben."
Matthias Sammer (DFB-Sportdirektor): "Ich wünsche Joachim Löw alles Gute für seine neue Tätigkeit als Bundestrainer und begrüße ausdrücklich die Entscheidung der DFB-Verantwortlichen. Entgegen allen Spekulationen war es nie meine Absicht, nach der WM als Bundestrainer zu arbeiten. Vielmehr war es von Anfang an mein erklärtes Ziel, in meiner Position als DFB-Sportdirektor neue Impulse in der Nachwuchsförderung zu setzen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Joachim Löw in seiner neuen Rolle und möchte mit ihm gemeinsam etwas im Interesse des deutschen Fußballs bewegen."
Dieter Eilts (Trainer der U 21-Nationalmannschaft): "Ich bin der Überzeugung, dass das DFB-Präsidium die optimale Entscheidung getroffen hat. Joachim Löw ist ein exzellenter Fachmann und war schon in den vergangen beiden Jahren mehr als ein Assistenztrainer. Durch diese Lösung ist auch gewährleistet, dass der unter Jürgen Klinsmann eingeschlagene Kurs exakt und erfolgreich fortgeführt werden kann."
Felix Magath (Trainer Bayern München): "Dass Jürgen Klinsmann nicht weitermacht, überrascht mich nicht. Dass der Assistent aufrückt, ist nicht ungewöhnlich. Er war nah dran an der Arbeit von Jürgen Klinsmann, da ist da eigentlich nur logisch. Mein Kontakt zu Klinsmann war so eng wie noch zu keinem Bundestrainer. Ich gehe davon aus, dass sich dies bei Joachim Löw nicht verändert. Die Frage ist, wie er mit der Situation umgeht, wenn es mal kritisch wird, dann muss er sich beweisen."
Thomas Doll (Trainer Hamburger SV): "Natürlich ist man erst einmal ein wenig traurig, dass Jürgen Klinsmann nicht weitermacht. Er hat schließlich super Arbeit geleistet. Man muss seine persönliche Entscheidung aber zu 100 Prozent akzeptieren. Auch Joachim Löw kann sich nun der absoluten Unterstützung aller Bundesliga-Trainer sicher sein.
Heribert Bruchhagen (Vorstandschef von Eintracht Frankfurt): "Seine Entscheidung zeigt, dass er den Fußball nicht genug liebt. Er ist ein schlechtes Beispiel für alle Führungskräfte. Andere Arbeitnehmer haben auch Familien. Aber hochbezahlte Angestellte müssen nunmal mehr leisten. Der Entschluss von Klinsmann zeigt, dass seine Leidenschaft nicht allein dem Fußball gehört. Die ganze Situation mit seiner Familie in den USA war von Anfang an eine merkwürdige Konstellation. Er hat seine Sache wirklich toll gemacht, aber schade, dass er zurückgetreten ist, finde ich es aus den genannten Gründen nicht."