Sein Comeback in der deutschen Nationalmannschaft hat sich Dietmar Hamann sicher anders vorgestellt. Der erste Einsatz unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann beim 2:2 (0:1) gegen den Erzrivalen Niederlande in Rotterdam könnte für den Champions-League-Sieger vom FC Liverpool vielleicht schon der letzte gewesen sein.
"Ich war solange nicht bei der Nationalelf dabei, da war es nicht leicht, wieder in die Mannschaft reinzufinden", versuchte der England-"Legionär" seine desolate Vorstellung im Stadion "De Kuip" zu entschuldigen und fügte hinzu: "Aber bis auf die ersten zehn Minuten der beiden Halbzeiten hatten wir die Niederländer eigentlich gut im Griff. Ich muss mich jetzt einfach wieder durch gute Leistungen im Verein anbieten. Alles andere wird man sehen."
Rücktritt für Hamann kein Thema
Auch wenn Hamann 296 Tage vor Beginn der WM in Deutschland den Kopf noch nicht in den Sand stecken will und ein Rücktritt von seiner Seite kein Thema ist, weckte sein Auftritt böse Erinnerungen an die aus deutscher Sicht missratene EM 2004 in Portugal unter dem ehemaligen DFB-Teamchef Rudi Völler.
Wie vor etwas mehr als einem Jahr bei den peinlichen EM-Auftritten gegen Lettland (0:0) und die "B-Auswahl" Tschechiens (1:2) wirkte der 31-Jährige, der mit seinem Tor am 7. Oktober 2000 gegen England für den letzten Erfolg gegen eine große Fußball-Nation gesorgt hatte, im defensiven Mittelfeld wie ein Bremsklotz und bot als nomineller "Abfangjäger" dem DFB-Kapitän Michael Ballack zu keinem Zeitpunkt die nötige Entlastung. Gegen die jungen, wuseligen Mittelfeldspieler der Niederländer, allen voran der zunächst überragende Hedwiges Maduro von Ajax Amsterdam, wirkte Hamann wie ein Altherren-Spieler vergangener Tage.
"MV" kritisiert Hamann
Während Bundestrainer Klinsmann zumindest öffentlich von Kritik am ehemaligen Bayern-Profi absah, wurde DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder deutlicher. "Mir ist leider aufgefallen, dass von bestimmten Leuten wieder zurückgespielt wurde", meinte "MV". Die Frage, ob er mit dieser Aussage Hamann gemeint habe, quittierte der DFB-Boss mit einem süffisanten Grinsen.
Auch dem 41-jährigen Klinsmann muss aufgefallen sein, dass der zehn Jahre jüngere Mittelfeldstratege Hamann eigentlich nicht in die neue Philosophie des Trainerstabes passt. Dennoch hielt sich der Schwabe nach dem glücklichen Remis bei der Pressekonferenz erst einmal zurück.
"Ich will jetzt so kurz nach dem Spiel nicht über Einzelne reden. Wir werden uns die Partie in Ruhe anschauen, analysieren und dann in Ruhe intern besprechen. Er war als Abfangjäger gedacht und sollte das Spiel der Niederländer frühzeitig unterbinden", meinte Klinsmann, dessen Experiment mit dem "alten Haudegen" Hamann aber völlig in die Hose ging. Weitere Einsätze im DFB-Team würden mit Blick auf die WM 2006 einen großen Widerspruch zu Klinsmanns Philosophie vom "schnellen und aggressiven Spiel" darstellen.