Einen Tag vor dem Abflug der deutschen Nationalmannschaft am Donnerstagmorgen zum Länderspiel am Samstag (18.00 Uhr MESZ/live im ZDF) in Teheran gegen den Iran hat das DFB-Trainergespann die penetrante Kritik von Werder Bremen barsch zurückgewiesen.
"Die Kritik aus Bremen ist absolut überzogen, nachdem es zuvor Gespräche gegeben hat. Es kann nicht sein, dass man uns die Aufstellung diktieren möchte", machte Klinsmanns Assistent Joachim Löw am Mittwoch den Unmut des DFB-Stabes deutlich. "Dass fünf Spieler aus Bremen zuletzt zum Kreis der Nationalmannschaft gehört haben, wertet einen Verein doch auch auf. Wir lassen uns nicht den Vorwurf machen, dass die Spieler bei uns im Urlaub sind. Wir trainieren so intensiv, dass die Spieler im Rhythmus bleiben", schimpfte der ehemalige Stuttgart-Coach weiter.
Allofs schießt scharf
Nach dem Brasilien-Länderspiel im September (1:1) hatte Bremens Coach Thomas Schaaf an Klinsmanns Aufstellung Kritik geübt, Werder-Sportdirektor Klaus Allofs legte am Mittwoch via Sport-Bild nach und sorgte somit für Unruhe im Vorfeld des Iran-Spiels. "Es ist wenig hilfreich, dass wir unsere Spieler nach dem Länderspiel wieder moralisch aufrichten müssen", klagte Allofs.
Frank Baumann, der im Iran wegen einer Verletzung fehlen wird, legte Allofs sogar unter bestimmten Umständen einen Rücktritt nahe. "Wenn Jürgen Klinsmann das Gefühl hat, Frank sei nicht sein Mann, dann muss er das auch so sagen. Aber dann muss Frank daraus vielleicht auch seine Konsequenzen ziehen", so der Werder-Manager. Für Löw ist es ein Unding, "dass man von Vereinsseite aus mit Konsequenzen droht". Auch die anderen Vorwürfe seien "völlig unverständlich". Frank Fahrenhorst habe man in Österreich zu seinem Debüt verholfen, auch Tim Borowski und Miroslav Klose hätten ihre Chance erhalten. Zudem habe man die Spieler "auch über Gespräche stark gemacht". Es könne eben nicht immer sein, "dass alle zum Einsatz kommen".
DFB-Profis erwartet "unbekannte Welt"
Vor der Reise in den Iran wurden die Spieler mit den besonderen Umständen in einem islamistischen Land vertraut gemacht. Dafür haben Klinsmann, Teammanager Oliver Bierhoff und Löw für die Spieler sogar schriftliches Material vorbereitet, "weil wir doch in eine unbekannte Welt kommen", wie Löw erklärte.
"Andere Religion, andere Sprache, andere Gebräuche, andere Verhaltensweise - da muss man die Spieler darauf einstellen. Sie müssen sich auch entsprechend aufführen", sagte der Co-Trainer. Selbst beim knapp fünfstündigen Condor-Charterflug DE 9102 am Donnerstagmorgen von München nach Teheran wird sich der DFB-Tross mit einem Filmbeitrag an Bord abschließend noch einmal mit den Verhaltensregeln im Mullah-Staat auseinandersetzen.
Ein Bild über ihre eigene Leistungsstärke können sich die Spieler künftig auch per DVD machen. Vor dem Abflug nach Teheran erhielt jeder Spieler eine DVD mit 10 bis 20 positiven und negativen Szenen aus dem Österreich- und dem Brasilien-Länderspiel. "Wir werden das mit den Spielern in den nächsten Tagen durchgehen, damit sie auch optisch sehen, was gut oder was schlecht ist. Nur so können sie sich verbessern."