Einen Tag nach der Inthronisierung des neuen Bundestrainers Jürgen Klinsmann und von Oliver Bierhoff als Teammanager ist Joachim Löw vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als wichtigster sportlicher Mitarbeiter des neuen Chefcoaches auf dem Weg zum angestrebten WM-Titel 2006 im eigenen Land präsentiert worden. "Der 44 Jahre alte Fußballlehrer arbeitet künftig als Assistenztrainer von Jürgen Klinsmann", teilte der Verband mit.
Klinsmann: "Kompetenter Wunschkandidat"
"Mit Joachim Löw habe ich einen kompetenten Wunschkandidaten gefunden, der alle meine Anforderungen erfüllt. Ich kenne ihn schon seit vielen Jahren und habe großen Respekt vor dem, was er bisher als Trainer geleistet hat. Wichtig ist für mich auch, dass er in verschiedenen Ländern gearbeitet hat und somit verschiedene Strukturen kennen gelernt hat", kommentierte Klinsmann an seinem 40. Geburtstag seine erste und vordringlichste Personalentscheidung in seiner neuen Funktion, die er offiziell erst ab Montag ausübt.
Löw: "Großer Vertrauensbeweis"
Löw selbst, der am Freitag in der Verbandszentrale in Frankfurt/Main die abschließenden Verhandlungen mit DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder, Schatzmeister Dr. Theo Zwanziger und Generalsekretär Horst R. Schmidt geführt hatte und einen Vertrag bis zum 30. Juli 2006 erhält, erklärte: "Ich freue mich, dass es so schnell zu einer Einigung gekommen ist. Meine Berufung empfinde ich als großen Vertrauensbeweis. Es ist für mich eine große Ehre, eine so verantwortungsvolle Position bei der Nationalmannschaft zu übernehmen. Ich gehe mit großer Motivation an die neue Tätigkeit heran und blicke den vor uns liegenden Aufgaben bei der Vorbereitung auf die WM 2006 zuversichtlich entgegen."
Auch die DFB-Führung zeigte sich erleichtert, dass die rund fünfwöchige Suche nach den Nachfolgern von Rudi Völler und seines früheren Assistenten Michael Skibbe nun abgeschlossen ist. "Ich bin froh, dass damit eine weitere Personalfrage zügig und einvernehmlich geklärt ist. Löw ist ein Gewinn für die Arbeit des DFB. Er wird mit Sicherheit gut mit Klinsmann und Bierhoff harmonieren", sagte DFB-Boss Mayer-Vorfelder. Möglicherweise wird in Kürze aber noch ein zweiter Assistent für die Nationalmannschaft verpflichtet. Auch ein Mentaltrainer in dem Funktionsteam, das die deutsche Mannschaft nach seinen Vorstellungen in zwei Jahren zum WM-Titel führen soll, schwebt Klinsmann vor.
Viel Verantwortung für Löw
Daran, dass Löw künftig mehr als die Rolle eines gewöhnlichen Assistenten spielen soll, ließ Klinsmann keinen Zweifel: "Löw ist für mich alles andere als ein Hütchenaufsteller. Ich werde ihm viel Verantwortung übergeben und bin mir absolut sicher, dass sie bei ihm in den richtigen Händen ist. Für mich ist besonders seine positive Ausstrahlung und sein optimistisches Auftreten wichtig." Bereits am Mittwoch hatte es ein längeres Gespräch zwischen Klinsmann und Löw gegeben, wie der 52-malige Bundesligaspieler am Freitag auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (sid) bestätigte. Der 44-Jährige, zwischen 1996 und 1998 Trainer des Bundesligisten VfB Stuttgart, betonte aber: "Wir sind weder Kumpels noch Freunde, wir kennen uns lediglich vom Trainer-Lehrgang 2001."
Erstmals am 18. August auf der Bank
Löw, der 1997 mit Stuttgart DFB-Pokalsieger geworden war und anschließend bis ins Europacup-Finale der Pokalsieger vorgedrungen war (0:1 gegen den FC Chelsea), war im März dieses Jahres als Trainer des österreichischen Meisters Austria Wien nach nur neun Monaten wegen Differenzen mit Sportdirektor Günter Kronsteiner entlassen worden. Zuvor hatte er in der Saison 2001/2002 den anschließend in Konkurs gegangenen FC Tirol Innsbruck zum Meistertitel geführt. 1999 wurde der ehemalige Bundesligaspieler in der Türkei mit Fenerbahce Istanbul Vize-Meister, ehe er die Saison darauf mit dem Karlsruher SC in die Regionalliga abstieg.
Löw wird am 18. August beim ersten Saison-Länderspiel der DFB-Auswahl in Wien gegen Österreich erstmals in verantwortlicher Position auf der Bank des dreimaligen Welt- und Europameisters sitzen. Trotz dieser Personalie geht der Großteil des bisherigen Mitarbeiterstabes von Klinsmann-Vorgänger Rudi Völler davon aus, dass er auch beim ersten Saison-Länderspiel am 18. August in Wien gegen Österreich dabei ist. "Wenn der Jürgen andere Pläne hätte, hätte er mich sicherlich schon informiert. Deshalb gehe ich davon aus, dass er weiter auf meine Dienste als Torwart-Trainer zählt", sagte Sepp Maier dem sid.
Auch die medizinische Abteilung des DFB hat bislang noch nichts anderes gehört. Unklar ist lediglich, ob DFB-Chefausbilder Erich Rutemöller, unter Völler für die Aufwärmarbeit und die konditionellen Belange zuständig, in Österreichs Metropole zugegen sein wird.