Ein Anfang mit Jürgen Klinsmann, Holger Osieck und Oliver Bierhoff ist gemacht. In den nächsten Tagen stehen dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) schwierige Verhandlungen mit seiner neuen Führungs-Troika in spe bevor. Es geht um Geld, Kompetenzen und Personen, vor allem aber um die genaue Aufgabenverteilung. Nach den Absagen von Ottmar Hitzfeld und Otto Rehhagel und dem Chaos der vergangenen Wochen kann sich der Verband keinen Fehlschlag mehr leisten.
Der designierte Teamchef Klinsmann, der am Samstagmorgen (geplante Ankunftszeit 10.25 Uhr) aus den USA nach Deutschland zu Gesprächen mit der Trainerfindungskommission einfliegen wird, hat bereits weit reichende Reformen angekündigt. Mit einer Entscheidung über die Nachfolge des vor vier Wochen zurückgetretenen Rudi Völler ist deshalb erst Mitte kommender Woche zu rechnen, zumal man laut Klinsmann erst noch mit Leuten sprechen will, "die noch nicht genannt wurden". Der Name Ralf Rangnick, der künftig den Nachwuchs-Bereich koordinieren soll, ist jedoch schon ins Spiel gebracht worden.
"Stück für Stück neue Strukturen aufbauen"
"Über Namen sprechen wir nur intern. Wir sind mitten in den Diskussionen, wie man Stück für Stück neue Strukturen rund um die Nationalmannschaft aufbauen kann. Es geht nicht nur um die drei Posten, es kann sich auch sonst noch einiges ändern", sagte der ehemalige DFB-Kapitän, der mit seinen geplanten Neuerungen DFB-intern bereits für Unruhe sorgt. Grundsätzlich müssten die Strukturen im Umfeld der deutschen Nationalmannschaft professioneller werden.
Dazu gehört vor allem ein Manager. Deshalb will DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder am Wochenende auch die am Donnerstag aufgenommenen Gespräche mit Klinsmanns Wunschkandidat Bierhoff intensivieren. Der 36 Jahre alte diplomierte Betriebswirt hat auf jeden Fall schon deutlich gemacht, dass er ein klar umrissenes Aufgabengebiet übernehmen will, "um die Nationalmannschaft nach vorne zu bringen".
Die Vorstellungen von Klinsmann und Co. gilt es nun zu sondieren. "Man muss die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen genau analysieren und dann ein schlagkräftiges Team bilden. Wir werden jetzt die Dinge wie ein Puzzle zusammensetzen. Aber es muss alles passen, es muss stimmen von den Leuten her und von den Erwartungen, die vom DFB kommen", erklärte der Welt- und Europameister.
Entscheidung am Wochenende unwahrscheinlich
Da es laut Klinsmann noch viele offene Fragen gibt, wird es am Wochenende zu keiner Entscheidung kommen. "Wohlwissend, dass ganz Deutschland erwartet, dass man endlich den Deckel drauf macht, müssen die Leute noch Geduld haben. Die WM 2006 ist das größte Sportereignis der Welt, so etwas kommt die nächsten 30, 40 Jahre nicht mehr. Deshalb muss man alles genau abklopfen, um diese Chance zu nutzen", sagte "Klinsi" und ergänzte: "Ich lasse mich nicht unter Druck setzen. Es ist schwer vorstellbar, dass alles bis Sonntag entschieden ist."
Zumindest hat der frühere Torjäger bereits klare Vorstellungen von seiner künftigen Tätigkeit. "Wir müssen eine offene Kommunikation führen und auch die Bundesliga mit einbinden", meinte er. Vor allem aber müsse man sich im deutschen Fußball grundsätzlich öffnen und "auch über die Grenzen schauen. Die Franzosen haben es uns vorgemacht, wie man Strukturen aufbaut. Sie haben viele Talente entwickelt. Wir haben ähnliche Möglichkeiten."
Spekulationen um Rangnick
Die Förderung von Talenten gilt als Hauptanliegen von Klinsmann. Schon seit Jahren unterstützt er das Nachwuchsprojekt "FD21". Deshalb hat die Süddeutsche Zeitung am Freitag bereits spekuliert, dass beim DFB "die wenig inspirierte, unbewegliche und überalterte Riege der Jugendtrainer weiter entmachtet und ihr Ralf Rangnick vor die Nase gesetzt wird". Der frühere Bundesligacoach des VfB Stuttgart und von Hannover 96 hat derzeit keinen Job und gilt als "schwäbischer Kollege" von Klinsmann.
Der DFB wollte weitere Personalien am Freitag nicht kommentieren. "An irgendwelchen Spekulationen, die jetzt natürlich aufkommen, werden wir uns nicht beteiligen. Wir haben erklärt, dass wir die Gespräche mit den drei Kandidaten aufgenommen haben. Wir werden uns nur noch äußern, wenn es eine Entscheidung gibt", sagte DFB-Pressesprecher Harald Stenger.