Für die deutsche Nationalmannschaft kann es bei der Europameisterschaft in Portugal schon in der Vorrunde wirklich schwierig werden. Das Team von Teamchef Rudi Völler kann nach den Kriterien der Europäischen Fußball-Union (UEFA) bei der Auslosung am 30. November nicht davon ausgehen, als einer der vier Gruppenköpfe gesetzt zu werden. Diese Positionen bleiben für die EM-Endrunde (12. Juni bis 4. Juli) neben Titelverteidiger Frankreich und Gastgeber Portugal wohl Schweden und Tschechien vorbehalten.
In der relevanten UEFA-Rangliste der möglichen EM-Teilnehmer steht die DFB-Auswahl sogar nur auf Rang neun. Sollten sich die Spanier (gegen Norwegen) und die Türken (Lettland) in den Play-off-Spielen am 15./16. sowie 18./19. November für die Euro qualifizieren, würde das deutsche Team erst in Lostopf drei auftauchen. Theoretisch wäre somit eine Vorrunden-Gruppe mit Titelverteidiger Frankreich, Italien und den von Otto Rehhagel trainierten Griechen möglich.
Vize-WM fließt nicht in Bewertung ein
Unglücklich für den DFB: Zur Erstellung der Rangliste der 16 EM-Teilnehmer werden nur die Ergebnisse in den Qualifikationsspielen zur WM 2002 und zur Euro 2004 herangezogen. Dass Deutschland bei der WM 2002 das Finale erreichte, zählt nicht - zum Leidwesen von Rudi Völler. Bei der WM sei die deutsche Mannschaft immerhin "die beste europäische" gewesen, "natürlich bin ich enttäuscht", sagte der Teamchef dem sid, "dass die Vize-Weltmeisterschaft nicht gewürdigt wird."
Ändern kann der DFB daran wohl nichts mehr. "Das Reglement ist jedem Verband seit langem bekannt", sagte ein UEFA-Sprecher auf sid-Anfrage, räumte aber ein, dass die endgültige Entscheidung erst nach den Play-off-Partien getroffen werde. Eine Chance für den DFB? "Wir verfassen kein Protestschreiben", erklärte DFB-Sprecher Harald Stenger, "aber wir werden noch einmal das sachliche Gespräch suchen."
Sonderfälle Frankreich und Portugal
Als Sonderfälle behandelt werden auf jeden Fall Frankreich, das als damaliger Titelverteidiger nicht in die Qualifikation für die WM 2002 musste, und Portugal, das als Gastgeber der Euro 2004 ebenfalls automatisch teilnahmeberechtigt ist. Beide Teams wandern in Topf eins mit den vier Gruppenköpfen, zu denen die Schweden (2,388 Punkte im Schnitt) und Tschechen (2,333) auf Grund ihrer sportlichen Erfolge in den zwei fraglichen Qualifikations-Phasen gehören.
Eine bessere durchschnittliche Punktausbeute als Deutschland (2,187) weisen außerdem England, Spanien, Italien und die Türkei auf. Im Falle der Qualifikation Spaniens und der Türkei würden diese vier Mannschaften den Lostopf zwei bilden. Nur 0,035 Punkte hinter der Türkei folgt dann Deutschland auf Rang neun, vor den Niederlanden, Kroatien und Dänemark. Sollten Spanien oder die Türkei in den Play-offs scheitern, rückt das DFB-Team in Topf zwei vor.