Ein ungewöhnliches Schreckensszenario könnte schon bald Wirklichkeit werden. Olli Kahn und seine Nationalmannschaftskollegen müssen ihre Hotelbetten selbst machen. Und ins Stadion muss sich das Team von Rudi Völler zu Fuß bewegen, weil der Sprit für den Bus ausgegangen ist. Noch ist das EM-Qualifikationsspiel der DFB-Auswahl am 11. Juni nicht gefährdet, ein Generalstreik der ungelernten Arbeiter, die um höhere Löhne kämpfen, legt aber bereits seit 14 Tagen die Inseln im Nordatlantik lahm.
Dauer des Streiks nicht absehbar
"Das ist ein Riesenproblem", stöhnt Vize-Premierminister Högni Hoydal schon jetzt. Denn niemand weiß, wie lange der Streik noch andauert - und ob die Gewerkschaften angesichts des Länderspiels, das für die Färöer und ihre 40.000 Einwohner eine einmalige Möglichkeit zur Selbstdarstellung ist, die Situation ausnutzen und noch weiter Druck machen. Der autonome Teil des Königreichs Dänemark ist völlig vom Import, und damit auch von den Hafenarbeitern, abhängig. Auf den Färöern wachsen schließlich fast nur Kartoffeln.
Schon jetzt gibt es kaum noch Benzin. Und wenn doch eine Tankstelle noch ein paar Tropfen übrig hat, ist die Schlange der wartenden Fahrzeuge schnell mehrere hundert Meter lang. Wegen Feuergefahr auf den Fähren untersagte die Polizei zuletzt sogar Hamsterkäufe auf entlegeneren Inseln, auf denen noch Treibstoff verkauft wird.
Beim Gang in den Supermarkt kommen derweil Depressionen auf. Die Obst- und Gemüseabteilung: wie leer gefegt. Und selbst Hundefutter und Damenbinden gehen langsam zur Neige. Sogar Fisch, eigentlich im Überfluss vorhanden, wird nur noch tief gefroren angeboten, weil auch die Fischer streiken. Und weil das Reiningungspersonal die Schulen nicht mehr reinigt, haben viele Kinder nun schon seit geraumer Zeit frei.
Arbeiten am Stadion stocken
Und auch der Fußball ist direkt betroffen - zum Beispiel das Torsvöllur-Stadion, in dem das Match gegen Deutschland stattfinden soll. "Wir sind gerade dabei, im Verwaltungs- und Kabinen-Bereich anzubauen. Ich weiß nicht, ob wir rechtzeitig fertig werden", sagt Jens Erik Magnussen, hauptberuflich Chef der Färöer-Nationalbank und nebenbei im Exekutivkomitee des Fußball-Verbandes tätig. Sogar die Nationalspieler, die fast alle einem ordentlichen Beruf nachgehen, beteiligen sich an dem Arbeitsausstand - wie auch Eisverkäufer Jakup Borg.