"Auch Jesus wurde nicht von allen geliebt", sagte der Trainer von Italiens Fußball-Meister Inter Mailand jüngst gewohnt trocken. Es ist die offen zur Schau gestellte Arroganz gegenüber Schiedsrichtern, Spielern, Funktionären und Journalisten, mit der sich Mourinho in den letzten Jahren einige Feinde gemacht hat.
Dem gegenüber steht die große fachliche Kompetenz des glänzenden Taktikers mit den graumelierten Haaren und den Maßanzügen. 14 Titel in den vergangenen acht Jahren sprechen eine deutliche Sprache. Das weiß Mourinho, der am Mittwochabend im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Mailand auf seinen früheren Klub FC Chelsea traf. "Ich bin vielleicht nicht der Beste", erklärte der 47-Jährige, hielt kurz inne und fügte dann mit gewohnt selbstsicherer Miene an: "Aber niemand ist besser als ich."
"The Special one": José Mourinho, die gepflegte Arroganz. (Foto: firo)
In Italien hat sich "Mou" trotz der gewonnenen Meisterschaft mit Inter 2009 viele Sympathien verscherzt. Immer wieder gibt der frühere Coach des FC Porto zu verstehen, dass er die fußballerische Mentalität der "Azzurri" eigentlich nicht mag. Mourinho macht keinen Hehl daraus, dass es ihn früher oder später wieder auf die Insel zieht. 2005 und 2006 hatte er Chelsea zur Meisterschaft in der Premier League geführt. Seine Bilanz mit den "Blues", bei denen er sich bei seinem Amtsantritt ganz unbescheiden als "The special one" vorstellte, war überragend: 124 Siege, 40 Unentschieden und nur 21 Niederlagen. Die Entlassung im September 2007 durch den russischen Ölmagnaten Roman Abramowitsch schmerzt Mourinho wohl noch heute.
Einen wie ihn jagt man nach drei erfolgreichen Jahren nicht so einfach vom Hof. Da passt es ins Bild, dass der Provokateur ausgerechnet vor dem Spiel gegen Chelsea mit dem deutschen Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack ein Geheimnis preisgab. Anstatt über die bevorstehende Partie zu plaudern, eröffnete Mourinho am Dienstag den Medienvertretern, dass er einst ein Angebot hatte, Teammanager der englischen Nationalmannschaft zu werden. "Da war ich der stolzeste Mensch der Welt", sagte der extrovertierte Coach, der wegen Gesten und Äußerungen in Richtung des Schiedsrichters am vergangenen Wochenende für drei Spiele in der Serie A gesperrt worden war. Den Referee hatte er mit einer Handschellen-Geste provoziert und beleidigt.
Unparteiische und vor allen Dingen die italienische Journalie scheint Mourinho ohnhein als regelrechte Plage anzusehen. Und selbst die sogenannten Experten in den zahlreichen Fußball-TV-Talkshows nimmt der Zyniker aus Setubal nicht ernst. Die wüssten doch "rein gar nichts" vom wahren Spiel. "Mou" wittert sogar eine Verschwörung gegen sich und Inter - und schlug jüngst in gewohnter Manier zurück. "Man muss uns schon auf sechs Fußballer reduzieren, um uns zu besiegen. Wir kämpfen nicht gegen die Topklubs der Liga, sondern gegen ganz andere Dinge."
Doch einer wie er, der liebt die Konfrontation, der sucht förmlich nach Reibungspunkten. "Ich will eben immer gewinnen, egal mit welchen Mitteln", sagt Mourinho. Als Entschuldigung für sein oft exzentrisches Verhalten will er seinen Ehrgeiz nicht verstanden wissen.
"The special one" muss sich nicht rechtfertigen.