Umworben wird sie permanent, weil sie ständig nur einjährige Vereinbarungen abschließt, was eventuelle Club-Flexibilität sichert: „Ich kenne viele Vereine, die Annike gerne verpflichten wollen“, erklärt auch Siggi Dietrich, Manager des 1.FFC Frankfurt. Auch zum aktuellen Meister, Pokalsieger und UEFA-Cup-Champion soll sie kommen. Ferdi Seidelt, Aufsichtsrat beim FCR Duisburg, spricht nicht umsonst von „einer der umworbensten Spielerinnen Europas.“ Der sicherlich auch eine Anfrage aus dem finanzpotenten Skandinavien vorliegt.
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Im Revier verwurzelt: Annike Krahn. (Foto: firo)
Aus dem Interesse an der Ex-Kickerin des SV Weitmar 09 macht Dietrich kein Geheimnis: „Wir sprechen eigentlich in jedem Jahr.“ Bislang hat das deutsche Aushängeschild aus der Bankenmetropole jedoch noch kein Glück gehabt. „Meine Einschätzung ist die, dass Annike wohl eher nach Duisburg tendiert“, erklärt der Funktionär, „sie ist nun einmal im Ruhrgebiet sehr verwurzelt.“ Wo sie zuvor für den SV Waldesrand Linden, den TuS Harpen 08/11 und auch die SG Wattenscheid auflief, bevor sie 2004 zum FCR kam.
Dort soll sie jetzt bleiben. Ihr Marktwert ist Krahn klar, die „Hausnummer“, die sie aufruft, dürfte dementsprechend auch durchaus üppig sein. Eine Entwicklung, die der deutsche Frauenfußball auch bewusst eingeschlagen hat. Von einem konkreten Angebot für Krahn aus Richtung Hessen will Dietrich in diesem Zusammenhang nichts wissen. „So was machen wir nie, wir erledigen das in den Gesprächen.“ Irgendwann werden die Zahlen jedoch auf dem Tisch liegen.
Von einem „Muss“, die Weltmeisterin unbedingt im Kader zu haben, will Dietrich dabei keinesfalls sprechen. Er sieht sich eher in der Situation, „den Kader ständig optimieren“ zu wollen. Zum Beispiel mit dem Namen Krahn, U19-Vizeeuropameisterin (2004). Einerseits klingt Dietrich so, als wenn er die Hoffnung auf einen Deal mit der Abwehrakteurin schon abgeschrieben hätte, andererseits darf man ihm zweifellos Zockermentalität zutrauen. „Was heißt schon Hoffnung“, grübelt der „Macher“ in der Flughafenstadt, „ich kann nur sagen, wir hätten Annike gerne im Kader, weil sie auch eine tolle Persönlichkeit ist.“
Was wie eine weitere mediale Einladung klingt. Vor allen Dingen dann, wenn man Dietrich weiter genau zuhört: „Wir haben in Frankfurt nun einmal noch weitere Möglichkeiten, unser Bemühen ist es immer, unsere Spielerinnen auf verschiedenen Plattformen zu präsentieren.“ Ein Stichwort, das er liefert, ist zum Beispiel „Lebenskoordination“. Was nichts anderes bedeutet, dass Ausbildungsstellen vermittelt werden oder eventuelle Werbeverträge durch gute Kontakte dazu kommen. Alles Lockungen, Dietrich kann Türen aufmachen! Sicherlich auch Argumente, die Sportstudentin Krahn abwägt. So dass eine Verwurzelung der am 1. Juli 23 Lenze jung werdenden Innenverteidigerin im Ruhrgebiet schnell abgeschwächt werden könnte. Dietrich bekräftig: „Annike gehört zu den drei bis fünf Spielerinnen in Deutschland, die für uns bedeutsam sein können.“ Was schon ganz anders klingt als die potenzielle „Hoffnung“ auf ein Anwerben – denn das ist lediglich Understatement. Andererseits muss Dietrich „Namen“ holen, schließlich brachen und brechen ihm etliche weg: Steffi Jones, Renate Lingor, Silke Rottenberg. Die „Marke“ Frankfurt definiert sich über solche Figuren, die „Marke“ FCR liegt tabellarisch nur einen Zähler dahinter.