Doch nach sechs Jahren steht nun Daniel Kraus an der Seitenlinie und setzt andere Akzente: Seitdem er an der Ardelhütte ist, läuft die Pressingmaschine bei den Essenerinnen auf Hochtouren. Die Abwehrreihe steht dicht an der Mittellinie, der frühe Druck auf die Gegenspielerinnen soll zu Ballgewinnen in gefährlichen Zonen führen. „Als Spieler hat mir das überhaupt nicht gefallen, wenn der Gegner so früh attackiert hat. Deshalb lasse ich jetzt so spielen“, erklärt Kraus, der als Torwart immer einen guten strategischen Blick hatte. Doch mit dem SC Sand kommt am Sonntag (14 Uhr) eine Mannschaft an die Hafenstraße, die hoch stehende Abwehrreihen des Gegners mag. Die Gäste agieren überwiegend mit langen Bälle und schalten schnell um.
„Dass sie nach fünf Spielen sieben Punkte bei einer Tordifferenz von 3:2 geholt haben, sagt alles“, findet Kraus. Und er weiß, dass es für seine Mannschaft ein schmaler Grat ist. Einerseits kann die SGS mächtig Druck auf die Viererkette des SC ausüben. Andererseits bieten sich für Sand so auch Räume zum Kontern. „Natürlich versuchen wir hinten abzusichern. Aber wenn man seine Strategie immer nach dem Gegner ausrichtet, hat man keine eigene Philosophie“, sagt Kraus. Offensiv fordert der Trainer viel Bewegung. „Gerade wenn der Gegner hinten drin steht, musst du anspielbar sein.“ Auf die Kreativität der verletzten Linda Dallmann muss er bekanntlich verzichten. Jacqueline Klasen ist nach überstandener Mandelentzündung dagegen wieder fit. Gegen Potsdam wurde die Rechtsverteidigerin noch schmerzlich vermisst. Auch die Nationalspielerinnen sind wohl erhalten zurück.
Lediglich Vanessa Martini und Kirsten Nesse sind keine Optionen. Martini sitzt nach ihrem Platzverweis die Sperre ab. Nesse hat zwar nach überstandener Knieverletzung in der Essener Reserve erste Spielminuten in der Regionalliga gesammelt. Ein Einsatz am Sonntag käme noch zu früh. Bei Sand drückt der Schuh stärker: In Laura Vetterlein und Jovana Damnjanovic fehlen zwei absolute Leistungsträgerinnen.