In zwölf Jahren Bundesliga waren die Fußballerinnen nie besser gestartet. Zehn Punkte nach vier Spieltagen bedeuten aktuell Platz zwei hinter Turbine Potsdam. „Es hätten auch zwei mehr sein können“, warf ein Fan beim Pressegespräch ein. Er spielte auf das 2:2 in Frankfurt an, als es die Gegentore erst in der Nachspielzeit setzte. „Sie haben Recht“, meinte SGS-Trainer Daniel Kraus.
Die Mannschaft ließ sich davon nichts anmerken. Wobei sie schläfrig begann: Nina Brüggemann legte mit einem schlimmen Fehlpass Ex-Teamkollegin Gier den Ball quasi auf, doch die Angreiferin scheiterte an Essens Torfrau Lisa Weiß. Für die 28-Jährige war der Arbeitstag damit schon so gut wie erledigt.
Allerdings drückte sich die Überlegenheit der Gastgeberinnen noch nicht in Torgefahr aus. „Die ersten 30 Minuten haben mir nicht gefallen“, kritisierte Kraus. „Wir wussten, dass Gladbach tief steht, haben dafür aber keine Lösung gefunden. Vielleicht hat uns der Kopf einen Streich gespielt.“
Erst als Kapitänin Ina Lehmann Torfrau Bellinghoven den Ball abluchste und Kozue Ando bediente, hatte der Essener Anhang erstmals den Torschrei auf den Lippen. Der Schuss der Japanerin aber wurde abgeblockt. Spätestens mit der Fußabwehr beim Abschluss von Essens Sara Doorsoun hatte Bellinghoven ihren Fehler wieder ausgebügelt. Als sie dann auch noch Charline Hartmann wenig später den Ball vom Fuß nahm, war sie bei ihrem Saisondebüt längst zur besten Gladbacherin aufgestiegen.
In der 36. Minute aber war auch sie chancenlos: Lehmann erkämpfte den Ball, suchte Hartmann im Zentrum, die wiederum Linda Dallmann fand. In erster Instanz konnte Bellinghoven zwar parieren, doch der Abpraller landete erneut bei Hartmann – 1:0.
Eine Schrecksekunde gab es noch vor der Pause: Jacqueline Klasen vertändelte im eigenen Strafraum den Ball gegen Jule Dallmann und hatte Glück, dass die Rückeroberung nicht mit einem Strafstoß geahndet wurde. „Wenn wir in der Tabellenregion bleiben wollen, müssen wir vieles besser machen“, sagte Kraus. Und das gab er seiner Mannschaft in der Pause auch zu verstehen.
Nach dem Wechsel war denn auch seine Elf die einzige, die sich noch für Fußball interessierte, während Gladbach geistig schon die Heimreise antrat. Lea Schüller, Dallmann und Jana Feldkamp scheiterten aber noch an Bellinghoven. Doch beim Kunstschuss von Ando war sie machtlos: Per Hacke lupfte die Japanerin den Ball in den Winkel, nachdem zuvor Lena Ostermeier den Angriff mit einem feinen Zuspiel auf Irini Ioannidou eingeleitet hatte.
Hartmann setzte zehn Minuten später noch einen drauf: Bellinghoven parierte den Kopfball einer Mitspielerin, wieder stand die Essenerin goldrichtig.