In Essen ist man froh, dass die Saison am Sonntag endlich ihr Ende findet. Zuletzt schwächten unzählige Verletzte das Team und der verbliebene Rest geht seit ein paar Wochen auf dem Zahnfleisch. Trotzdem möchte die Mannschaft mit dem Spiel beim SC Freiburg (14 Uhr) ein versöhnliches Ende finden, denn nach dem sensationellen Sieg gegen Turbine Potsdam ließen die Leistungen der Essenerinnen etwas zu wünschen übrig.
Zu dominant für den Nachwuchs
Ein weniger versöhnliches Ende findet hingegen die Zusammenarbeit der SGS mit Melanie Hoffmann. Die Mannschaftskapitänin, die im Winter noch davon ausgegangen war, dass ihr im Sommer auslaufender Vertrag um ein Jahr verlängert wird, musste jetzt mit großem Erstaunen feststellen, dass die SGS in Zukunft nicht mehr mit ihr plant. Dabei sagen Trainer und Manager einstimmig: „Es gab nie ein Angebot von unserer Seite. Es gab lediglich die Frage, welche Pläne sie in der nächsten Saison hat. Außerdem haben wir aufgrund ihres Alters in den letzten Jahren immer erst zum Ende der Saison mit ihr verhandelt, das hätte ihr klar sein müssen.“
Markus Högner und Willi Wißing haben sich lange besprochen, ob sie die Kapitänin noch eine weitere Saison verpflichten, am Ende sind sie zu dem Entschluss gekommen, dass die Ehe – neun Jahre spielte Hoffmann in Essen – geschieden werden muss. „Wir hatten das Gefühl“, erklärt Wißing, „dass sie gegenüber den jungen Spielerinnen zu dominant war. Wir hatten uns vorgestellt, dass sie die Mädels in dieser Saison mehr und mehr an die Bundesliga heranführt, aber das hat sie nicht getan.“
"Bin nicht immer ganz einfach"
Die 38-jährige Mittelfeldspielerin ist maßlos enttäuscht. So sehr, dass sie seit zwei Wochen krank geschrieben ist und ihre Oberschenkelverletzung, wegen der sie auch schon das ein oder andere Spiel gefehlt hat, auskuriert. „Es gibt einfach ein paar Sachen, mit denen ich nicht konform gehe. Wenn man mir im Winter offen gesagt hätte, wie der Verein plant, dann wäre ich die letzte gewesen, die die Pläne durchkreuzt hätte“, erklärt die ausgemusterte Spielführerin. „Ich weiß, dass ich nicht immer ganz einfach bin, ich sage meine Meinung, aber ich bin auch Kapitänin und daher sollte man mir das zugestehen.“
Wie es für sie weiter geht, entscheidet Hoffmann in der nächsten Zeit. Ob die nach dieser so unglücklich zu Ende gegangenen Ära entstandenen Gräben noch zu kitten sind, sei dahin gestellt. Wobei Högner zu verstehen gibt: „Ich habe Mel gesagt, dass es mir eine große Ehre war, sie trainieren zu dürfen. Sie war immer eine Topathletin und hat alles für den Verein gegeben.“ Trotzdem blicken die Verantwortlichen jetzt in die Zukunft – eine Zukunft ohne Melanie Hoffmann, die für die SGS schon vor zwei Wochen angefangen hat. Jetzt müssen andere Spielerinnen Führungsqualitäten übernehmen und können sich nicht hinter ihrer „alten“ Anführerin verstecken. Aber der Trainer weiß: „Linda Dallmann wächst immer mehr in die Rolle der Spielmacherin rein. In ihr hat Mel eine würdige Nachfolgerin.“