Als letzter Schritt kam nur noch sein Rücktritt in Frage. RevierSport online sprach mit Thomas Gerner über die Auslöser für den Schritt, die bisherigen Rückschläge und Entwicklungen im Verein sowie über seine eigenen Pläne.
Thomas Gerner, Ihr Rücktritt kommt sehr überraschend. Was sind die Gründe?
Ausschlaggebend war die Art und Weise wie sich die Mannschaft gegen die Spielvereinigung Hagen präsentiert hat. Die Partie hätte auch in einem Debakel enden können. Wir waren mit der 0:4-Niederlage noch gut bedient. So einen Auftritt wie gegen Hagen habe ich noch nie erlebt. Ich hatte den Eindruck, dass sich nicht jeder Spieler zu 100 Prozent mit dem Verein identifiziert. Viele scheinen sich bereits mit den Zukunftsplänen zu beschäftigen. Das war nicht mehr meine Handschrift. Durch diesen Schritt sollen sich die Akteure selbst hinterfragen. Ich erwarte eine Identifikation mit dem Klub bis zum letzten Spieltag. Mein Nachfolger soll nun die letzten Reserven mobilisieren, denn der zweite Platz berechtigt noch zur Relegation. Mein Rücktritt ist aber keine Flucht vom FSV Witten.
Begründet sich Ihr Rücktritt nur mit der 0:4-Pleite gegen Hagen? Sie haben schließlich vorher schon einige Rückschläge gemeistert, zum Beispiel den am letzten Spieltag verpassten Landesliga-Aufstieg in der Saison 2007/2008 oder die Krise im Zusammenhang mit den finanziellen Schwierigkeiten beim FSV Witten.
Ich hatte schon vorher ähnliche Gedanken. Die Mannschaft habe ich mitten in der Saison übernommen. Nach dem verpassten Aufstieg wollten wir nun neu angreifen, sind auch hervorragend gestartet. Dann kamen die neuen Rückschläge. Durch das Etatloch kippte die Stimmung und es gab auch kein positives Feedback innerhalb des Teams. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die ersten Rücktrittsgedanken, aber die Spieler haben mich überredet. Die internen Querelen hörten aber nicht auf. Eigentlich ist die Mannschaft intakt, nur wird dies nicht auf dem Platz umgesetzt. Mitte der Vorbereitung in der Winterpause wollte ich erneut die Konsequenz ziehen. Einige hatten den Kopf schon hängen lassen. Es wurde Besserung versprochen, teilweise wurde das auch umgesetzt. Es war aber nur ein Strohfeuer. Es gibt einfach zu viele Nebenkriegsschauplätze. Es kommt keine Ruhe rein. Ich wollte einen Hallo-Wach-Effekt erzielen, vielleicht kann ein neues Gesicht noch einmal etwas bewirken.
Wie hat die Mannschaft auf Ihren Rücktritt reagiert?
Die Jungs waren sprachlos. Nach der hohen Niederlage war die Stimmung bereits im Keller, in der Kabine herrschte absolute Stille. Es hat keiner damit gerechnet. Meine eigene Hilflosigkeit hat mich zu dem Schritt bewogen. Unter diesem Umständen konnten keine Ziele mehr erreicht werden. Es war vor allem auch eine sehr emotionale Verabschiedung.
Ihr Co-Trainer Peter Hölscher wollte ebenso nicht mehr weitermachen.
Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis und er teilt meine Entscheidung. Alleine wollte er die Arbeit auch nicht fortführen.
Wir geht es nun bei Ihnen weiter, machen Sie zunächst eine Pause oder wollen Sie so schnell wie möglich zurück auf den Fußballplatz?
Wer mich kennt weiß, dass ich für den Fußball lebe. Jetzt mache ich aber erst einmal zwei, drei Wochen Pause. Ich schaue mir ein paar Spiele an und werde Fußball genießen. Die Enttäuschung ist derzeit einfach zu groß und ich habe den Kopf noch nicht frei. Ich werde mir aber auch schon Gedanken machen, ich habe schließlich meine Trainerlizenz und will auf jeden Fall weitermachen. Mal schauen, was für Anrufe kommen. Fußball ist ein kurzlebiges Geschäft.