Das ist nicht zu leugnen. Am letzten Sonntag gab es sogar gegen den SV Wanheim eine Niederlage mit vier Toren Differenz. "Das, was wir in der Hinrunde waren, ist der SV Wanheim jetzt", gibt Union-Coach Kannengießer zu und ergänzt: "Die Niederlage war zwar verdient, aber doch etwas zu hoch." Erst zwei gewonnene Spiele in der Rückserie stehen zu Buche. Da ist es fast schon ein Wunder, dass es für Union noch um etwas geht. "Wenn wir jetzt alle vier Partien gewinnen, ist noch alles möglich", verbreitet Kannengießer Optimismus, "ich erwarte jetzt vor allen Dingen eine Trotzreaktion."
Doch gleichzeitig zeigt sich auch seine Ratlosigkeit. Union spielt einfach schlecht und sorgt kaum mehr für Gefahr im gegnerischen Strafraum. "Vom Personal her kann ich nicht mehr variieren. Jetzt müssen die Spieler einfach mal zeigen, dass sie ihren hohen Ansprüchen gerecht werden", hofft der Union-Trainer auf eine drastische Einstellungsänderung seiner Schützlinge.
Die Gründe für den Absturz sind vielzählig, doch es sind Dinge, die Union in der Hinserie stets kompensieren konnte, denn auch da waren die Ruhrstädter nicht sorgenfrei. Das Verletzungspech hielt auch da schon Einzug. Aktuell ist der Kader erneut stark gebeutelt von Verletzten, Studenten im Praktikum, Leistungsträgern weit unter Normalform , privaten Problemen und Urlaubern. Und da ist man schon beim nächsten Aufreger.
Wo spielt er die nächste Saison? Diese Frage soll Gianni Campanella, der bei Union Mülheim im Wort steht, schnellstmöglich selbst beantworten.
Das Gerücht, dass Gianni Campanella Union nach nur einer Saison wieder gen Duisburger SV 1900 verlässt, macht die Runde und hält sich hartnäckig. Der Offensiv-Spezialist, der wegen der Hochzeit seines Bruders in Italien war, steht jedenfalls bei Union im Wort. "Vom Kontakt zu anderen Vereinen wussten wir zwar, aber er hat gesagt, dass er bleibt. Darauf verlassen wir uns. Außerdem haben wir ihm eine Arbeit besorgt. Das will er sicher nicht aufs Spiel setzen", erläutert Kannengießer den Ist-Zustand um den flinken Stürmer. Außerdem kommen vom DSV 1900 zwei neue Akteure nach Mülheim:
Stefan Böing und Michael Burek verlassen den Landesligisten. "Auch darüber wusste Gianni Bescheid und hat gesagt, dass er sich auf die Neuen freut", erklärt der 43-Jährige weiter. Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch: Vor der laufenden Saison hatte Campanella nicht nur bei Union Mülheim zugesagt und stieß somit nur durchgängig auf Begeisterung. "Wir werden das auf jeden Fall schnellstmöglich klären", verspricht "Kanne". Denn weitere Querelen sind pures Gift für die Kicker außer Form.
"Einigen scheint es hier auch einfach zu gut zu gehen. Die Spieler bekommen alles gestellt und bringen nur über eine halbe Saison die Leistung.
Sie fühlen sich hier wie im Schlaraffenland", appelliert Kannengießer schließlich an die Einstellung seiner Jungs. Damir Mekic, stellvertretender Kapitän im Team, haut in dieselbe Kerbe: "Zuerst gebe ich zu, dass auch ich mal außer Form bin, aber hier sind Spieler, die denken, dass sie in der Oberliga auflaufen könnten. Und das sollen sie erst einmal dauerhaft beweisen. Es kann nicht sein, dass wir als gute Bezirksliga-Mannschaft immer einbrechen, wenn sich unser Trainer selbst auswechselt."
Am Sonntag heißt der Gegner nun BSV Oberhausen, jene Mannschaft, die im Hinspiel erst in der Nachspielzeit besiegt wurde, aber den Mülheimern schon da das Leben schwer machte. "Für uns ist es das Schlüsselmatch. Da können wir endlich mal Herz zeigen und dem Vorstand Dankbarkeit erweisen", fordert Mekic.
Aber egal, wie es endet und ob bei Union doch noch ein Happy-End kommt, es wird drastische Einschnitte im Kader geben. "Wir werden uns von bis zu sieben Leuten trennen", kündigt der Union Coach an und sagt: "Manchmal denke ich, dass hier Kicker sind, die gar nicht aufsteigen wollen, weil sie Angst haben, in der Landesliga nicht zum Zuge zu kommen."