Wer nach dem Spiel in die Gesichter der beteiligten Protagonisten blickte, der sah schnell, wer mit der soeben zu Ende gegangenen Partie zufrieden war und wer sich nach dem Spielverlauf einer hart umkämpften, aber bei weitem nicht immer hochklassigen Partie, mehr ausgerechnet hatte. „Das waren ganz klar zwei verlorene Punkte“, bilanzierte ein sichtlich enttäuschter Preußen-Co-Trainer Thomas Koch. Währenddessen strahlte 09- Akteur Gianni Campanella bis über beide Ohren und befand: „Aufgrund der letzten Viertelstunde war der Punkt verdient. Der Gegner hatte seine Chancen und wir auch.“
Hart umkämpft war die Begegnung zwischen den Preußen und Union: Hier behaken sich Denis Boaheme (8) und Gökhan Türk (7)
Stefan Klaß, Linienchef des SCP, hatte da den aufgeweichten Rasen an der Futterstraße bereits schnellen Schrittes in Richtung des Kabinentraktes verlassen. Die Miene des 41-Jährigen sprach dabei Bände. Dabei war sich Klaß vor dem Match sicher: „Union hat die letzten vier Begegnungen alle nicht gewinnen können, wir haben dagegen seit fünf Spielen nicht mehr verloren. Eigentlich müssten wir mit mehr Selbstvertrauen in Spiel gehen.“
Doch davon war in den ersten knapp 20 Minuten des Gipfeltreffens nichts zu spüren. Im Gegenteil, Union marschierte, der SCP reagierte. Bereits in der Anfangsphase musste Übungsleiter Klaß seine Elf mehrfach auffordern “endlich wach zu werden“. Einzig Preußen-Stürmer Lausberg kam dem Weckruf seines Trainers bis zu diesem Zeitpunkt nach. Und so war es auch kein Zufall, dass es der quirlige, laufstarke Goalgetter war, der in der 28. Spielminute im Strafraum nur durch ein Foul zu stoppen war. Die sich vom Punkt aus bietende Einschusschance nutze Mitspieler Steindor eiskalt aus und brachte den Mitaufstiegsfavoriten in Front. Das zuvor Simon Czech und (8.) und Türk (20.) gute Einschussgelegenheiten für Union vergeben hatten, ärgerte zur Pause vor allem 09- Trainer Oliver Kannengießer:
Kick it like Hoeneß: Preußen-Stürmer Oliver Bähr (links) zog sich in der 33. Spielminute eine Platzwunde zu und musste mit Turban weiterspielen
„Wir sind klar das bessere Team, nutzen unsere Möglichkeiten aber wieder nicht“, beschrieb der Linienchef das Manko seiner Elf und kündigte eine personelle Veränderung für die zweiten 45 Minuten an. Mit Damir Mekic, der zur Überraschung vieler aus „internen Gründen“ (O-Ton Kannengießer) erst einmal auf der Bank hatte Platz nehmen müssen, kam der Spielmacher der 09er in die Partie. Kaum auf dem Platz musste Mülheims 10er dann ganz tief durchatmen. Duisburgs Goalgetter Lausberg veredelte kurz nach dem Wiederanpfiff eine maßgeschneiderte Flanke von Denis Boaheme per Direktabnahme zum 2:0 für die Hausherren. Doch der Klassenprimus steckte nicht auf und präsentierte sich auch in der Folgezeit als das spielerisch bessere Team, konnte sich gegen eine hervorragend stehende Defensive der Preußen jedoch kaum einmal ernsthaft gefährlich in Szene setzen.
Dies änderte sich kurz vor Schluss. Mit einem Doppelschlag innerhalb der letzten drei Minuten wendete der Gast die drohende Niederlage doch noch ab. Besonders sehenswert war dabei der Treffer zum 2:2-Endstand. „Als Gökhan antrat, hatte ich das Gefühl das er den reinhaut“, gab Übungsleiter Kannengießer nach dem Ende der Begegnung seine Vorahnung preis und würdigte den Freistoßtreffer seines Schützlings: „Das war ein richtig schöner Treffer“. Ein Treffer, der mitten ins Preußen-Herz ging und an der Futterstraße böse Erinnerungen an das Vorjahr wachrief. Gegen den BW Oberhausen Lirich hatte die Klaß-Elf damals in der 87. Minute den entscheidenden Gegentreffer kassiert, der Aufstieg wurde verpasst.
Glücklicherweise ist es in diesem Jahr noch lange nicht soweit.