Die Stimmung ist prächtig, als die Bezirksliga-Kicker des SV Genc Osman beim gemeinsamen Essen im neu hergerichteten Vereinsheim zusammensitzen. 16 neue Gesichter, zu denen sich zuletzt noch Stürmer Ahmet Büyüköztürk gesellte, der aus der Thüringenliga vom FC An der Fahner Höhe den Weg an die Oberhauser Alle gefunden hat, sitzen am Tisch. Wie in jedem Jahr hat sich der Verein den Aufstieg auf die Fahne geschrieben – und wie in jedem Jahr gilt es aus dieser individuell stark besetzten Truppe auch auf dem Platz „ein Team zu formen“, wie es Ilyas Basol Saison für Saison predigt.
Heinlein, Baluch und Celik bilden das Trainer-Team
Doch diesmal ist es etwas anders. Basol ist zwar noch immer „Headcoach“, will sich aber immer mehr in die Sportliche Leitung zurückziehen, und hat sich für die Trainerarbeit mit Heiko Heinlein, Musa Celik, Marcin Baluch sowie Torwarttrainer Tim Heinlein ein neues Team ins Boot geholt. „Die Kernaufgabe ist das Team“, sagt Heiko Heinlein, der aus Zeitgründen nur ein bis zweimal pro Woche erscheinen und auch nur jeden zweiten Spieltag verfolgen kann. „Deshalb auch das große Trainerteam. Jeder hat seinen Aufgabenbereich“, erklärt der ehemalige Coach des FSV Duisburg. „Ich bin hauptsächlich für die taktischen Dinge zuständig, Marcin ist das Hirn des Teams, kümmert sich um alle organisatorischen Dinge. Musa ist der deutlichste Ansprechpartner für die Jungs und am nächsten am Team dran. Er ist spielender Trainer, soll aber im besten Fall gar nicht selber spielen müssen.“
Er hat vor seinem Urlaub zu uns gesagt: Ihr müsst euch um nichts kümmern. Ihr müsst nur auf den Platz kommen und könnt loslegen
Heiko Heinlein über den Sportlichen Leiter Ilyas Basol
Und Ilyas Basol? „Er hat vor seinem Urlaub zu uns gesagt: Ihr müsst euch um nichts kümmern. Ihr müsst nur auf den Platz kommen und könnt loslegen“, sagt Heiko Heinlein. „Und so war es. So eine Ausrüstung zum Ligastart habe ich in meinen 23 Jahren als Trainer und Musa selbst in seinen Zweitligazeiten bei Rot-Weiß-Oberhausen noch nicht zur Verfügung gehabt.“
Die Hierarchie im Trainerteam ist flach, die im Team soll bewusst ausgeprägt sein. „Genc hatte immer viele Häuptlinge, aber du brauchst auch Indianer, um einen Kampf zu gewinnen“, sagt Heinlein. Mit Salih Altin, Semih Zorlu, Kapitän Samed Basol und Tayfun Cakiroglu sind die erfahrensten Spieler nun als Häuptlinge benannt. Auch Enver Muzaffer wäre diese Rolle zugekommen, der Verteidiger wird die Hinrunde allerdings wegen eines Kreuzbandrisses verpassen. „Tanju Acikgöz hat ebenfalls viel Erfahrung, ist aber auf dem Platz zu leise“, sagt Musa Celik, und Tamgac Kece – vom türkischen Drittligisten Bilecikspor gekommen – „wäre auch ein Kandidat, doch ihn hindert noch die Sprachbarriere“, so Celik.
Deutsch als Amtssprache
Mit dem Großteil des Teams könnte sich Kece freilich in seiner Muttersprache verständigen, aber Deutsch ist bei Genc nicht nur die Amtssprache. „Die Jungs unterhalten sich auch untereinander auf Deutsch“, merkt Marcin Baluch an, der nicht nur darin einen Schritt zu einem neuen Image sieht. „Wir haben hier viel auf die Beine gestellt und wollen das Image türkischstämmiger Vereine aufpolieren. Dazu gehört vor allem ein positives Auftreten“, betont Baluch zugleich, dass auch deutsche Spieler wie Offensivmann Dennis Hecht (ehemals TV Jahn Hiesfeld) zu den Neuzugängen zählen. Und diesen Weg will der Verein weitergehen, der bei den 16 neuen Gesichtern noch vor der individuellen Klasse darauf achtete, „dass die Jungs charakterlich passen und auf unser bevorzugtes 4-2-3-1-Spielsytem zugeschnitten sind“, so Heinlein.