Sie werden sich ärgern, die Profis von Borussia Dortmund. Über dieses Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League, das der BVB hätte gewinnen können. Vielleicht sogar recht komfortabel, weil man in der ersten Halbzeit überlegen gewesen ist, in den entscheidenden Momenten eben die falsche Entscheidungen getroffen hat. So allerdings stand nach einer schwachen zweiten Hälfte nur ein 1:1 (1:0) gegen den OSC Lille. Karim Adeyemi (22.) brachte den BVB in Führung, Hako Haraldsson (68.) erzielte nach einer schwarz-gelben Fehlerkette den Ausgleich. Der Viertelfinal-Einzug ist drin, doch der BVB muss es sich im Rückspiel am kommenden Mittwoch in Frankreich wohl härter erarbeiten als es nötig gewesen wäre.
Trainer Niko Kovac hatte seine Mannschaft nach dem 2:0 auf St. Pauli, dem zweiten Bundesliga-Sieg in Serie, auf gleich vier Positionen verändert. So kehrte unter anderem der zuletzt angeschlagene, aber auch kriselnde Spielmacher Julian Brandt für Giovanni Reyna zurück ins Team. Auch Flügelstürmer Jamie Gittens, dem ob Formschwäche von Kovac eine kleine Schaffenspause auferlegt worden ist, erhielt mal wieder eine Chance anstelle von Maximilian Beier. Die weiteren Wechsel: Daniel Svensson für Ramy Bensebaini, und der nach Infekt genesene Julian Ryerson für Yan Couto.
Trotz der für Kovac-Verhältnisse großen Anzahl an Veränderungen knüpften die Dortmunder gleich an die Auftritte der vergangenen Spiele unter der Regie des 53-Jährigen an. Man merkte, dass die Mannschaft stabiler geworden ist, hinten sicherer steht, Abläufe besser zu erkennen sind. So wie nach zehn Minuten, als der öffnende Pass von Nico Schlotterbeck Rückkehrer Gittens Räume bot. Der Engländer steckte durch auf Serhou Guirassy, der gar nicht lange fackelte und den Ball an den Hintertor-Pfosten knallte.
Einer der Gewinner unter Kovac ist Karim Adeyemi, der damit weitermachte, wo er in Hamburg aufgehört hatte: Tore zu schießen. Ryersons Ecke wurde von Lilles Benjamin Andre vor Emre Can geklärt, doch dessen Kopfball landete direkt bei Adeyemi, der aus 18 Metern volley ins linke untere Tor-Eck traf (22.).
Der BVB blieb am Drücker, Schlotterbeck schoss aus knapp 22 Metern links vorbei, als er Ex-Dortmunder Thomas Meunier überlief. In der Nachspielzeit lag der Ball im Netz, doch der vermeintliche Torschütze Pascal Groß stand bei der Kopfball-Verlängerung von Can im Abseits. Lilles einzigen nennenswerten Versuch gab Ngal‘ayel Mukau mit links ab, ein echtes Pfund, was am Pfosten vorbeirauschte (26.). Dortmund dominierte. Vorwerfen konnten sich die Profis im mit 81.365 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauften Stadion bloß, dass ihre Entscheidungsfindung ausbaufähig gewesen ist, dass die Partie zum Pausenpfiff des spanischen Schiedsrichters Jose Maria Sanchez nicht schon entschieden war.
Und so musste der BVB noch hart arbeiten an diesem Abend. Die Gäste aus Nordfrankreich kamen in besserer Verfassung aus der Kabine – und hätten für ihr Engagement mit einem Strafstoß belohnt werden können. Schlotterbeck arbeitete im Sechzehner an Angreifer Jonathan David, traf mit dem Knie dessen Wade und brachte ihn zu Fall. Doch Sanchezs Pfeife blieb stumm. Glück für den BVB (58.).
Doch doch Dortmund wackelte nun, plötzlich entstanden Lücken, die von Lille mit zwei Pässen eiskalt bestraft wurden. Marcel Sabitzer zog es viel zu stürmisch nach vorne, in dessen Rücken rückte Can zu früh raus, und seinen Mann und Ryerson ließ den späteren Torschützen Hakon Haraldsson ziehen. Der Isländer schob den Ball mit der Pike an Torwart Gregor Kobel vorbei – der Ausgleich (68.). Lille schien dem Führungstreffer nun näher als der BVB, der zudem nach einem Foul um den verletzten Svensson bangt. Am Ende aber blieb es beim leistungsgerechten Remis.