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Tod eines Spielers
Fichte-Trainer über die schlimmsten Tage

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Tod eines Spielers: Fichte-Trainer über die schlimmsten Tage
Foto: Hendrik Niebuhr / Twitter
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Die letzte Woche wird Sven Schützek so schnell nicht vergessen. Der Trainer von TuS Fichte Lintfort befand sich mit seinem Team gerade in der wichtigsten und richtungweisenden Phase der Saison.

Da schlug das Schicksal zu. Wie wir bereits berichteten, befand sich Tom Wilbers, Angreifer des Bezirksliga-Zweiten, auf dem Weg zum Treffpunkt vor dem vorletzten Aufstiegsspiel gegen die DJK Vierlinden. Doch dort kam der 20-Jährige nie an. Die Mannschaft gewann das Spiel zwar mit 3:0, wurde allerdings auch erst bewusst nach der Begegnung über die Tragödie informiert. Lediglich Schützek wusste Bescheid. „Es war der blanke Horror! Auf der einen Seite hast Du Verantwortung für die Jungs, die sich den Traum von der Landesliga erfüllen wollen. Auf der anderen Seite bist Du mit den Gedanken gar nicht beim Spiel, sondern bei Tom und hoffst, dass alles gut ausgeht“, erinnert sich Schützek an die 90 schlimmsten Minuten seines Lebens.


Nach dem tragischen Autounfall wurde Wilbers mit dem Hubschrauber in eine Duisburger Klinik verlegt. Dort verstarb er nur einen Tag vor dem alles entscheidenden Relegationsspiel beim VfL Benrath. Erst da war klar: Tom Wilbers wird nicht mehr auf den Platz an der Franzstraße zurückkehren. Schützek: „Bis dahin lebte ein kleiner Funke Hoffnung in uns allen, dass er zumindest wieder zurück ins Leben kommt.“

Mit der traurigen Gewissheit, dass die Fußballwelt einen besonderen Menschen verloren hat, begab sich der Fichte-Tross dennoch einen Tag später in den rund 60 Kilometer entfernten Düsseldorfer Stadtteil Benrath. Schon bei der Ankunft kam den Spielern die Solidarität, die sie auch in den sozialen Netzwerken erfahren haben, in Form eines riesigen Kondolenzbanners entgegen. „In den Farben getrennt – In der Sache vereint! Ruhe in Frieden, #TW24!“ war dort zu lesen.

Für Schützek war dieses Spiel trotz der unterschiedlichen Art der Ereignisse vergleichbar mit dem Anschlagsdrama von Dortmund. „Da wusste auch niemand so recht, was er tun sollte. Ich war vermutlich in der gleichen Situation wie Thomas Tuchel. Du hast eben die Gesamtverantwortung und musst eine Entscheidung treffen. Wir haben das im Kollektiv getan und uns entschlossen für Tom zu spielen. Ich hätte mich trotzdem gerne mal mit Tuchel an einen Tisch gesetzt und einen Tipp von ihm bekommen, wie man solche Schicksalsschläge verarbeitet und die Mannschaft dazu bekommt, in dieser Situation den richtigen Mittelweg zu finden. Wir sind schließlich alle nur Menschen.“

Menschlichkeit hat Schützek auf verschiedenen Kanälen von allen Seiten empfangen. „Die Aufmunterungen waren überwältigend. Ich danke jedem Einzelnen, der uns in dieser schweren Zeit beisteht und würde mich freuen, wenn Tom auch nach der harten Zeit bei allen in Erinnerung bleibt.“

Eines ist ihm aber ganz sicher: Seine Familie steht ihm in allen Lagen zur Seite. Ehefrau Jenni munterte ihren entkräfteten Gatten nach dem nebensächlichen 0:1 im Endspiel um den Landesliga-Aufstieg via Facebook gleich wieder auf: „Ich bin sehr stolz auf dich und auf dein Team! Es war Euer schwerster Gang auf den Platz und ihr habt weiter gekämpft, wenn auch nicht mit dem erhofften Ergebnis. Aber das wird zur Nebensache, wenn man weiß, man ist als Team noch enger zusammengewachsen und zukünftig gemeinsam noch stärker!“

Ehrliche Worte, die der Trainer, der Ehemann, der Familienvater merklich mit dem Herzen erwiderte: „Das geht alles nur, weil du hinter, neben und bei mir stehst. Ich habe alle Spieler neu kennengelernt in dieser Situation und bin stolz, mit solchen Menschen arbeiten zu dürfen!“

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