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Revier: Amateurtrainer unter Druck - Trend oder Einzelfälle?
Kehrtwende in Derne

Revier: Amateurtrainer unter Druck - Trend oder Einzelfälle?
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Das alljährliche Trainerkarussell – in den Bezirksligen des Reviers kam es in den ersten Saisonwochen schon mächtig in Fahrt. Die Staffel 8 erlebte nun das vorerst spektakulärste Kapitel: Beim SuS Derne nahm Trainer Holger Tremblau am Dienstag wieder Abstand von seinem Rücktritt, den er nur fünf Tage zuvor verkündet hatte. revierkick.de zeichnet die Chronologie der Ereignisse nach und zeigte weitere Beispiele, wo Vereine früh die Geduld verloren.

Man könnte die Vorfälle aus dem Dortmunder Nordosten als Einzelfälle abtun. Doch sie zeigen auch eine Grundtendenz auf: Das Trainerleben ist selbst auf Bezirksebene – wir befinden uns also immer noch in der viertuntersten Fußballiga – sehr stark von kurzfristigem Erfolg abhängig. Dies unterstreicht der Blick nur einige Kilometer weiter zum Derner Liga-Konkurrenten VfL Kemminghausen. Dort musste Trainer Hasan Kayabasi schon nach fünf Spieltagen seinen Hut nehmen, weil den Verantwortlichen die Etablierung in der Bezirksliga nicht schnell genug ging. Mittlerweile ist die Nachfolge endgültig geregelt, die ehemaligen Spieler Marc Steinman und Mirco Ehrenfried übernehmen die Verantwortung. Bisher hat der Trainerwechsel alles andere als den gewünschten Effekt erzielt: Das erste Spiel nach Kayabasi verloren die völlig verunsicherten Kemminghausener mit 0:6 gegen den SV Herbern. „Das Selbstvertrauen der Mannschaft ist auf dem Nullpunkt“, beschreibt Ehrenfried die Stimmung an seinen ersten Arbeitstagen beim VfL.

Doch auch außerhalb der Dortmunder Stadtgrenzen ist der Druck groß. Der Wittener Bezirksligist Türkischer SV (Staffel 14) steht derzeit ebenfalls ohne Trainer da, obwohl die Mannschaft in den ersten fünf Saisonspielen erst einmal verlor. „Man kann diese Mannschaft nicht mit reduziertem Einsatz führen. Sie braucht hundertprozentigen Einsatz“, begründete der scheidende Trainer Horst Böth seine Entscheidung. Als Feuerwehrmann fehle ihm schlicht die Zeit, mit dem nötigen Einsatz dabei zu sein.

Dennoch hat auch seine Entscheidung mit Druck zu tun. Denn vor der Saison wurde beim TSV mit vielen Zugängen und großen Ankündigungen ein Neuaufbau ausgerufen. Ein Spitzenplatz soll in dieser Spielzeit her, wenn auch der Aufstieg nicht Pflicht ist. Vor diesen hohen Zielsetzungen kapitulierte Böth schon früh, wenngleich ihn der Zeitpunkt der Entscheidung auch ehrt. „Ich hätte es auch bis zur Winterpause so durchziehen können. Aber dann hätte es vielleicht wirklich schwer wiegende Probleme gegeben“, sagt Böth. Wie dem auch sei: Der TSV muss beim Neustart den Motor noch einmal von neuem anwerfen. Vorerst leiten der Sportliche Leiter Murat Sariboga und Mannschaftskapitän Cengiz Burunc das Training. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass der heimliche Vereinsboss Sariboga seine Kontakte spielen lässt und einen namhaften Trainer aus dem Umkreis zum Klub aus Witten-Stockum lotst.

Sogar in den Kreisligen sind die Trainerposten alles andere als sicher. Ruhrgebietsweit tauschten C-, B- und A-Ligisten ihre Übungsleiter schon aus. Wambeler SV, Inter Bochum II, VfL Resse 08, Union Neustedt – wohlgemerkt, die Saison ist erst sechs Wochen alt. Hinzu kommt das regelmäßige Stühlerücken zu Beginn jeder Saison.

Trend oder kurzfristige Erscheinung? Nun, den Amateurligen schon Bundesliga-Verhältnisse zuzuschreiben scheint übereilt. Dennoch gehen immer mehr Vereine ein höheres Risiko, auch finanziell. Die Probleme gleichen sich: Eine „Söldner“-Kultur unter den Spielern, unzureichende Vereinsstrukturen, ein durch unrealistische Zielsetzungen geblendetes Umfeld. Es gibt genügend Beispiele, bei denen diese unheilvolle Mischung sogar die Existenz einzelner Vereine gefährdete. Nachzufragen bei Wacker Bismarck. Der Trainer – das ist eine Allgemeinformel des Fußballs – ist dabei immer der erste Leidtragende. Jürgen Grondziewski, Vorsitzender des Fußballkreises Dortmund, gibt sich zurückhaltend, was die Bewertung einzelner Vorfälle angeht. „Da will ich mich nicht einmischen, weil ich die Umstände nicht kenne.“ Einen allgemeinen Anstieg an Trainerwechseln hat er zumindest in seinem Kreis nicht festgestellt. Gleichwohl hat er einen allgemeinen Rat an die Vereinsoberen. „Es sind oft mehre Faktoren die zu Misserfolg führen. Die Vereine sollten da etwas gelassener sein und den Trainern Zeit geben. Aber es ist natürlich immer einfacher, sich von einer Person zu trennen als von mehreren.“

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