Auch BVB-Zugang "Kuba" hatte seinen Spaß. (Foto: firo)
Daran hatten neben den arg strapazierten Pfosten und Latte vor allem die drei Torhüter großen Anteil. Die „Parade des Tages“ gelang dabei der „Nummer drei“, Routinier Karsten Lendeckel. Als er einen Kopfball von Ebi Smolarek gegen die Laufrichtung noch parierte, schaute der polnische Nationalspieler erst ungläubig und gab Lendeckel dann einen anerkennenden Klaps. „Da hatte ich etwas Glück“, meinte der Torwart mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Nach einem „großartigen Erlebnis“ fühlte er sich aber „einfach nur kaputt“. Dazu reichte schon ein 30-Minuten-Einsatz gegen die Profis aus.
FSV-Trainer Achim Schütz hatte die undankbarste Aufgabe vor dem Spiel, als er aus seinem Kader von 31 Spielern sieben streichen musste. „Es tat mir für jeden Leid, der nicht berücksichtigt wurde“, meinte der neue Coach des Bezirksligisten. Sein Wunsch: „Nach diesem Highlight zum Start kann die Saison gerne mit einem weiteren enden – dem Aufstieg.“ Dafür gelte es allerdings, jetzt die Konzentration nur noch auf die anstehende Saison zu richten. „Ab jetzt muss wieder gearbeitet werden“, sagte Schütz.
Der Nachmittag bot für jeden Fußballgeschmack etwas. Rechts neben der Sitzplatztribüne lärmte ein Block von BvB-Anhängern schon in guter Frühform. Die Fans bekamen alle Stars und einige sehenswerte Kombinationen zu sehen. Petric, Klimowicz und Federico führten sich gleich mit einem Tor ein. Doch auch die Wittener Spieler verdienten sich ihren Szenenapplaus. Angreifer Kai Drechsel zum Beispiel, der Bundesliga-Routinier Christian Wörns einen blitzsauberen Beinschuss verpasste. Oder Abwehrmann Christian Kratschmer, der mit einem Kopfball beinahe sogar Roman Weidenfeller überwunden hätte.
Vielen auf den Rängen, vor allem kleinen Kindern und Frauen, merkte man an: Das war ihr erster Stadionbesuch. Gemessen an den durchweg zufriedenen Gesichtsausdrücken nach Spielende dürften sich nicht wenige im Wullenstadion mit dem „Fußball-Virus“ infiziert haben.
Dabei gaben der FSV und die Borussia gemeinsam alles, um für einen runden Ablauf zu sorgen. Mehr als 100 Ordner, die sonst bei BVB-Heimspielen im Einsatz sind, organisierten gemeinsam mit den FSV-Helfern den Einlass und die Bewegungsfreiheit im Stadion. Die zahlreichen Vereinsmitglieder an Würstchengrill und Bierstand arbeiteten im Akkord. Die Dortmunder Verantwortlichen gaben sich als höfliche Gäste. „Wir haben hier wunderbare Bedingungen vorgefunden“, sagte Trainer Thomas Doll. Er fügte hinzu: „Es tut gut, zu den Wurzeln zurückzukehren und in die leuchtenden Augen der Kinder zu blicken.“
Stadionsprecher Ulrich Drechsel musste kurzfristig Norbert Dickel vertreten und machte seinen Job gut. Für einige Belustigung sorgte er allerdings bei der Verkündung der Torschützen - zweimal sah Drechsel den falschen Spieler zuletzt am Ball. Dem neuen BVB-Mittelfeld-Regisseur Giovanni Federico dichtete er ein zusätzliches „r“ im Nachnamen an. Und beinahe hätte er bei der Tombola zwei Karten für ein Bezirksliga-Heimspiel des FSV statt für die Partie des BVB gegen den Hamburger SV verlost. „Wenn hier so viel los ist, kann man schon mal den Überblick verlieren“, sagte der Stadionsprecher, dem sonst statt 6000 normalerweise eher 60 Leute zuhören.
Nach den Duellen mit den beiden Borussias aus Mönchengladbach (Sommer 2006) und nun aus Dortmund, fängt man beim FSV so langsam an, sich an die Bundesligisten zu gewöhnen. Denn im Halbzeit-Interview vernahm man schon die Ankündigung, dass Präsident Hans Pechtel für 2008 ein weiteres Spiel gegen einen Profi-Verein plant.