Nach 14 Spieltagen in der Bezirksliga sollte allen in Ückendorf - auch dem vor Rundenbeginn so optimistischen Vorstand - dämmern, dass der Trainer die Lage von Anfang an realistisch eingeschätzt hat. Denn mittlerweile steckt der Traditionsklub bis zum Hals im Schlamassel, seit zehn Partien ist der ehemalige Zweitligist sieglos, zuletzt setzte es drei Niederlagen ohne eigenen Treffer.
"Man ist schon schwer bedrückt", seufzt der ehemalige Neuruhrorter beim Blick auf die Tabelle, die die Gelsenkirchener als Vorletzten ausweist. "Wir wussten, dass es schwer wird. Der Start, der noch ganz annehmbar war, hat vielleicht auch ein bisschen getäuscht. Aber eigentlich sind wir besser als elf Punkte."
Außenrist-Pässe statt mannschaftsinterner Arschtritt
Dass es derzeit nur kümmerliche elf Zähler sind, hat mehrere Gründe.
Erstens: Bei der Kaderplanung wurde der Faktor "Erfahrung" zu wenig berücksichtigt, in der jungen Mannschaft sind die ältesten Akteure um die 28 Jahre alt. "Oft bringt uns die Unbekümmertheit der Spieler und ihr jugendlicher Leichtsinn um den Erfolg. Das ist das Problem mit zu vielen verspielten Fußballern. Die fangen noch in der 80. Minute an zu fummeln, machen Hackentricks und spielen Außenrist-Pässe, anstatt den Ball einfach mal wegzudreschen, um auch mal ein 0:0 mitzunehmen", schimpft Boenig.
Arschtritt-freie Zone: Das Gelsenkirchener Südstadion (RS-Foto: Buschmann).
Zweitens: Es fehlt an Häuptlingen. Boenig: "Ich habe keine einzige richtige Führungsfigur, jemand der vorweg geht, der die Mannschaft auf Kurs hält, besonders, wenn es nicht so läuft. Der seine Kollegen auch mal in den Arsch tritt, wenn es sein muss." Drittens: Aufwand und Ertrag stehen nicht im Verhältnis. "Man muss sich nur einmal das letzte Spiel gegen Westfalia Buer vor Augen halten. Da waren wir die klar bessere Mannschaft, aber der Gegner macht im Prinzip aus keiner Chance drei Tore. Wir betreiben einen sehr hohen Aufwand und werden am Ende bitter dafür bestraft", schüttelt Boenig den Kopf. Aber: "Spielerisch und läuferisch sind wir da, wir sind nicht maßlos unterlegen", schöpft der Conradi-Nachfolger Hoffnung auf Besserung.
"...dann hilft uns nur noch ein Fußballwunder"
In der Winterpause sollen diese Mankos beseitigt werden, deshalb hält man Ausschau nach Verstärkungen. "Wir haben schon Kontakt aufgenommen. Mindestens zwei, drei Leute wollen wir holen, und die sollen auch Stützen sein."
Vorher hat die SGE aber noch zwei Heimspiele vor der Brust. "Eins davon müssen wir unbedingt gewinnen", fordert der Linienchef, "sonst wird es super, super schwer. Dann kommt die Rückrunde schon fast zu spät und uns hilft nur noch ein Fußballwunder."
Mit diesen höheren Mächten musste der Eintracht-Coach bisher jedoch stets hadern: "Wir machen die Big Points nicht. Uns fehlt einfach mal ein dreckiger Sieg, mal schlecht spielen und gewinnen, das wäre gut. Dass der Ball bei uns kurz vor Schluss an den Pfosten geht und beim Gegner rein."