Tätlichkeiten, ob gegen Gegenspieler oder Schiedsrichter, sind en vogue. Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Auch wenn der nicht gewaltbereite Fußballer in der Überzahl ist - die Chaoten machen die Schlagzeilen. Ideen, wie man diesem unschönen Trend entgegenwirken kann, sind zahlreich vorhanden. Schwarze Listen (Witten), Spieltagabsagen (Siegen/Wittgestein). Aber: So lange Ideen nur Ideen bleiben, wird sich nichts ändern. Und bei der neuen Gewalt-Qualität auf Fußballplätzen stehen auch die Spruchkammern im Blickpunkt. Das Gros der Kicker spricht sich für härtere Strafen aus - so lange die Spruchkammern aber nicht anfangen, selbst in weniger brutalen Fällen Exempel zu statuieren, wird sich traurigerweise nichts ändern.
Es ist kein Wunder, dass ein Großteil der Unparteiischen sich auf dem Platz nicht mehr wohl fühlt. Bei soviel geballtem Ausschreitungspotenzial fällt es schwer, sich auf das eigentliche Spiel zu konzentrieren. Theo Mennecke, Schiedsrichter-Obmann des Kreises Bochum, sagt nicht umsonst, dass das Maß voll ist und fordert mehr Schutz für die Unparteiischen, die noch immer wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Doch wer sind die, die sich herausnehmen, den Schiedsrichter zu deklassieren und ihm die nötige Wertschätzung verweigern? Denn machen wir uns nichts vor, ohne sie geht es nicht. Sodom und Gomorra würden Einzug halten, wenn es nicht die „Männer in Schwarz“ gäbe.
Ein weiterer, beunruhigender Trend ist, dass immer öfter die Polizei auf Amateur-Fußballplätzen, ja oftmals gerade in den untersten Ligen, Präsenz zeigen muss, weil es einige Wirrköpfe, ob Spieler oder Fans, noch immer nicht verstanden haben: Fußball ist – für die meisten zumindest, ein Hobby – keine Lebensaufgabe und schon gar keine Frage von „gebrochener Nase“ oder „heil nach Hause kommen“. Letztlich wartet am Montag danach immer noch der Arbeitgeber auf die Freizeit-Kicker. Also immer langsam mit den jungen Pferden. Wer seinen Frust auf dem Fußballplatz ausleben will, rennt einfach bis die Lunge brennt – oder, wenn es denn gar nicht anders geht, wechselt die Sportart. Zum Wohle aller.