Denn ob sie nun 50 Tore in der Kreisliga C oder 30 in der Landesliga erzielen - mehr als einen Schulterklopfer und vielleicht noch eine Kiste Bier aus der Mannschaftskasse ist für die Torgaranten nicht drin. So sind es fast ausschließlich die lokalen Medien, die Preise in meist flüssiger Form ausschreiben.
Von Verbandsseite wird das Phänomen meist ignoriert. „Wir haben noch nie eine Ehrung durchgeführt. Der Aufwand wäre viel zu groß“, sagt Jürgen Grondziewski, Vorsitzender des Fußballkreises Dortmund. Immerhin küren die Dortmunder alljährlich den „Amateurfußballer des Jahres“, wobei viele Tore stets ein gutes Argument sind. Grondziewski hält es aber kaum für möglich, die Trefferzahlen in den unterschiedlichen Klassen zu vergleichen.
Natürlich hinkt der Vergleich: Zehn Saisontore im Profi-Bereich sind sicherlich schwieriger zu erzielen als 35 in der Amateurliga. Und dennoch ist es beeindruckend, wie Jahr für Jahr auf den zahllosen Asche-Plätzen der Republik die Torrekorde purzeln. Unter 30 Treffern machen es die Top-Leute meistens nicht.
Es sind höchst unterschiedliche Typen von Spielern, die einen Bärenanteil am Erfolg ihrer Teams übernehmen. Da sind zunächst die „jungen Wilden“, die zwar erst am Anfang ihrer Karriere stehen, aber schon längst ein höheres Niveau haben, als der Rest der Liga. Marcel Greig vom BSV Schüren ist so ein Kicker, mit 33 Treffern bester Schütze aller Dortmunder Kreisligisten. „So ein Mann muss doch höher spielen“ lautet dann der allgemeine Tenor.
So kommt es meist: Unterklassige Clubs haben nur wenige Jahre etwas von ihren „Pistoleros“. Übrigens: Ein Weltklasse-Stürmer wie Miroslav Klose erreichte erste Aufmerksamkeit auch durch eine erfolgreiche Spielzeit bei einem pfälzischen Bezirksligisten.
Der zweite Torjäger-Typus ist meist gesetzteren Alters und „weiß einfach, wo die Bude steht“. Häufig lassen Ex-Profis in den unteren Ligen ihre Karriere ausklingen und unterziehen dabei die Tornetze manch harter Prüfung. Ein prominentes Beispiel aus dem Ruhrgebiet ist der Ex-Wattenscheider Souleyman Sane, der nach seinem letzten Bundesliga-Spiel noch über Jahre im Bochumer Amateurfußball aktiv war und dort auch mit über 40 die Verteidiger ganz alt aussehen ließ.
Ein imposanter Wert kommt aus Hannover. Der einstige Zweitliga-Kicker Philip Menges (war Ende der Achtziger Jahre unter anderem in Meppen am Ball) schnürte bis vor wenigen Jahren noch einmal die Kreisliga-Stiefel für die Reserve von Arminia Hannover und kam in seiner besten Saison auf satte 60 Tore.
Einen starken Schnitt hat auch Harry Brasse über eineinhalb Jahrzehnte beim Dortmunder Club SC Husen-Kurl vorzuweisen. Die Vereinshomepage stellt ihn an die Spitze der „ewigen“ Torjägerliste zwischen 1989 und 2003. Für Brasse - Markenzeichen Minipli und Schnauzbart - sind dort 208 Tore notiert.
Vergleichbare Bilanzen ließen sich vermutlich in jeder Revier-Stadt finden. Nur die wenigsten Vereine machen sich allerdings die Mühe der Archivarbeit. Einen außergewöhnlichen Service bietet eine private Homepage aus dem Kreis Mönchengladbach. Unter www.thorsten-saleh.de finden sich aktuelle und ewige Torjägerlisten aus Bezirksliga sowie Kreisliga A und B.