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Zwei Varianten
Neuer Modus für die Oberliga Westfalen? Das sagen die Trainer

Foto: Markus Weissenfels

Die Oberliga Westfalen könnte in der kommenden Spielzeit einer Reform unterliegen. Im Gespräch mit RevierSport beziehen einige Oberligatrainer Stellung zur Thematik, mit unterschiedlichen Ergebnissen. 

Die aktuelle Saison im Amateurfußball von Nordrhein-Westfalen fiel erneut dem Coronavirus zum Opfer. In der kommenden Spielzeit könnte die Oberliga Westfalen nun mit einem neuen Modus an den Start gehen. Zwei Varianten werden momentan diskutiert. Die erste Möglichkeit wäre, die Hin- beziehungsweise Rückrunde abzuschaffen und auf eine Einfachrunden-Saison umzustellen. Variante zwei beinhaltet den Plan, die Liga in zwei Staffeln mit je zehn oder elf Mannschaften zu splitten, in diesem Fall mit Hin- und Rückspiel ([article=520124]mehr Infos dazu hier[/article]).

Gegenüber RevierSport haben einige Cheftrainer ihre Meinungen zu den Spielmodi geäußert.

Alexander Thamm (TuS Ennepetal): „Generell sind wir Fußballer, die für den Sport und den Wettkampf leben. Deshalb sagen wir, je mehr Spiele desto besser. Allerdings muss die ganze Sache auch Sinn machen. Wir wissen nicht, wie es mit der Corona-Situation weitergeht und ob es in Zukunft noch zu weiteren Unterbrechungen kommen wird. Fakt ist, der Verband muss irgendwelche Entscheidungen treffen und wir wollen so schnell wie möglich wieder auf den Platz, Fußball spielen und bestmöglich viele Wettkampfspiele haben. Mein Kredo ist, das ist Politik. Rufen Sie mich an, wenn es um Fußball geht und inhaltlich wird. Bei den politischen Entscheidungen, die in Berlin getroffen werden, halte ich mich eher raus.“

Tobias Cramer (Sportfreunde Siegen): „Ich bevorzuge keines der beiden Modelle. Am Ende kommt es sowieso anders, als man denkt. Wir haben uns letztes Jahr klar für die eingleisige Oberliga entschieden. Jetzt muss man die Grundvoraussetzungen abwarten, wie es sich entwickelt und wie die Mannschaften sich auch von quantitativer Seite darstellen und dementsprechend werden wir es so durchziehen, wie es der Verband entscheidet.“

Cihan Tasdelen (FC Eintracht Rheine): „Mit 22 Mannschaften und der damit einhergehenden Anzahl von Spielen wären die Spieler überfordert, das steht für mich fest. Wir alle wissen nicht, was auf uns zu kommt und wie es mit der Liga und dem gesamten Sport weitergeht. Das ist ein Risikofaktor, den man auf alle Fälle mit berechnen sollte. Für die Vereine und für die Spieler ist das eine ganz große Herausforderung, nach so einer langen Pause in eine Saison mit 40 oder mehr Spielen zu starten. Das Training und die Vorbereitung müssen so periodisiert werden, dass die Spieler nicht überrumpelt werden. Die Idee mit der Einfachrunde finde ich persönlich nicht schlecht. Vielleicht wäre es noch besser, wenn man die Staffel aufteilt und Hin- und Rückspiele macht. Dann würden vor allem die finanziell angeschlagenen Vereine von den kürzeren Anfahrtswegen profitieren. Ebenfalls würden sich die Revierderbys häufen, was immer auch ein Zuschauermagnet ist. Das wäre eventuell reizvoller, als wenn wir irgendwo im Sauerland spielen müssen. Das wäre für die Vereine und Spieler auf jeden Fall interessanter.“

Christopher Hankemeier (Victoria Clarholz): „Weniger Spiele machen auf jeden Fall Sinn. Man muss davon ausgehen, dass aufgrund von Corona immer etwas passieren kann wie beispielsweise Spielabsagen. In der Situation wäre es sinnvoll, eine Art Puffer zu haben. Von dem Modell der Einfachrunde halte ich persönlich nicht viel. Die längeren Fahrten zu Auswärtsspielen könnten sich durchaus zum Nachteil entwickeln. Ich würde es favorisieren, wenn die Liga in zwei Staffeln eingeteilt wird und alles geographisch besser geordnet ist. Das hätte zum Vorteil, dass sich die Fahrtwege verkürzen würden und man ein Hin- beziehungsweise Rückspiel hat.“

Sleiman Salha (SV Schermbeck): „Aktuell ist mir persönlich alles recht. Wir mussten bereits eine extrem lange Zeit auf den Fußball verzichten und wir, als SV Schermbeck, sind für alles offen. Wichtig ist aber, dass wir gegen jeden Verein einmal spielen können und es ein fairer Wettbewerb wird. Ich erinnere mich an den Beginn der Saison, als meine Mannschaft nach drei Wochen Quarantäne direkt in das erste Saisonspiel starten musste. So eine Situation möchte ich nicht noch einmal erleben und das hat Priorität. Persönlich bin ich kein Freund einer zweigeteilten Liga aber die Entscheidung ist nach wie vor offen und auch sehr schwierig. Die Hauptsache ist, dass wir als Mannschaft so schnell wie möglich wieder Fußball spielen können.“

Andrius Balaika (TSG Sprockhövel): „Eine Aufteilung der Liga halte ich persönlich für eine schlechte Idee. In einer Staffel mit zehn oder elf Mannschaften kommt man sich vor, als ob man in der Kreisliga spielt, in der man nicht genug Mannschaften zusammen bekommen hat. Die Oberliga ist die höchste Amateurklasse und ich denke, dass das Interesse der Öffentlichkeit abnehmen wird, wenn man die Liga zweiteilt. Eine Liga mit 21 oder 22 Mannschaften wäre meiner Meinung nach eine machbare Aufgabe und ich sehe keinen Sinn in der Absicht des Verbands, eine ganze Liga umzustrukturieren.“

Christian Britscho (Wattenscheid 09): „Diese Antwort kommt eventuell etwas überraschend, aber wir sind Fußballromantiker und wir würden uns eine normale Saison mit einer Hin- und Rückrunde wünschen. Wir können nachvollziehen, dass man versucht, an der Anzahl der Spiele zu feilen und wenn es so kommt, ist es uns relativ egal, ob man eine Einfachrunde spielt oder die Liga aufteilt. Man müsste natürlich schauen, was im Interesse aller Beteiligten ist und uns der Mehrheitsentscheidung beugen. Vielleicht mag es am Alter liegen, aber, wie gesagt, bin ich Fußballromantiker. Wenn es nach mir ginge, würde alles so bleiben, wie es war. Mit Sicherheit ist ein neuer Modus auch spannend, aber wenn wir den Schritt in diese Richtung gehen, müssen wir alle aufpassen, den Sport nicht komplett auf den Kopf zu stellen.“

Autor: Lennard Becker

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