Ihre Spielplatz-Verabredung mit den Kindern haben Guido Burgstaller und Simon Terodde verschoben, auf ein Date im Sandkasten steht den Ballermännern der 2. Liga vor dem mit Spannung erwarteten 105. Stadtduell zwischen dem FC St. Pauli und dem Hamburger SV nicht der Sinn. „Vorm Derby ganz sicher nicht“, sagte HSV-Angreifer Terodde im Interview der Hamburger Morgenpost und lachte.
Ein paar Mal schon haben sich die beiden besten Torjäger des deutschen Fußball-Unterhauses in der Nachbarschaft getroffen, Smalltalk gehalten und sich verabredet - doch in diesen Tagen gilt die volle Konzentration dem richtungweisenden Spiel am Montagabend (20.30 Uhr/Sky) am Millerntor. Hier St. Pauli, das sechs der letzten sieben Spiele gewonnen hat. Dort der HSV, der nach drei sieglosen Partien und der jüngsten Pleite beim Liga-Schlusslicht Würzburg (2:3) im Aufstiegsrennen mächtig unter Druck steht.
„Es kribbelt“, sagt Terodde, der die Zweitliga-Torschützenliste mit 19 Treffern souverän anführt. Im Hinspiel (2:2) schnürte der 32-Jährige einen seiner schon sieben (!) Doppelpacks in dieser Saison und erhöhte sein persönliches Torkonto gegen den Kiezklub auf zehn, doch momentan steht er im Schatten des Stürmers vom Erzrivalen: Denn Burgstaller trifft aktuell, wie er will, und hat in diesem Kalenderjahr schon mehr Tore (8) erzielt als Bayerns Robert Lewandowski und Dortmunds Erling Haaland.
„Bei uns funktioniert das ganze Paket gut, ich bekomme meine Chancen, die verwerte ich Gott sei Dank“, sagte Burgstaller betont unaufgeregt im Mopo-Interview. Bei St. Pauli, das sich seiner größten Abstiegssorgen pünktlich zum Derby entledigt haben dürfte, sei „noch viel Potenzial in der Truppe“.
Seit dem Jahreswechsel zeigt die Formkurve des Teams von Trainer Timo Schultz steil nach oben. Und vor allem die von Burgstaller, der nach seiner Vertragsauflösung bei Schalke 04 im Herbst zu den Braun-Weißen gewechselt war. In den letzten sieben Spielen traf der Österreicher immer, vor einer Woche sogar doppelt. Terodde geht das Duell gegen Burgstaller pragmatisch an - und versprüht eine gewisse Lockerheit: „Sollte er gegen uns auch treffen, brauchen wir eben mindestens zwei Tore.“
Die beiden Torjäger kennen sich aus inzwischen acht direkten Duellen mit verschiedensten Klubs - und sie schätzen sich auf und abseits des Feldes. „Ich glaube, dass er ein sehr bodenständiger, guter Typ ist“, sagte Burgstaller. Und den fußballerischen Qualitäten Teroddes und seiner „absoluten Stärke“ vor dem Tor könne er „nur Respekt“ zollen.
Für Montagabend hat Terodde übrigens noch eine ganz persönliche Zusatzmotivation, er wird am Dienstag 33 Jahre alt. „Es wäre schön, mit drei Punkten im Gepäck reinzufeiern und wieder aufzuwachen“, sagt der HSV-Goalgetter: „Das wäre doch ein guter Start in den Geburtstag.“ sid