Ein Abstieg des FC Schalke 04 in die 2. Bundesliga steht auch nach der Niederlage im Revierderby gegen Borussia Dortmund (0:4) keineswegs schon fest, jedoch rückt der Klassenerhalt angesichts des auf nun schon neun Punkte angewachsenen Rückstandes auf den Relegationsplatz 16 in immer weitere Ferne. Ein Verein, den so mancher Experte vor der Saison sicherlich auch zum engeren Kreis der Abstiegskandidaten gezählt haben dürfte, ist der VfB Stuttgart - jedoch hat sich der Aufsteiger nach 22 Spieltagen mit 29 gesammelten Punkten im sicheren Mittelfeld der Bundesliga etabliert.
Ob die Aufstiegs-Philosophie der Schwaben, junge und hungrige Talente zu verpflichten und diese weiterzuentwickeln, sich auch im Fußball-Oberhaus bewähren würde, galt im Vorfeld der Saison nicht überall als unumstritten. Jedoch haben es Sportdirektor Sven Mislintat und Trainer Pellegrino Matarazzo geschafft, aus lernwilligen Spielern wie etwa Tanguy Coulibaly, Silas Wamangituka oder Sasa Kalajdzic eine wettbewerbsfähige Erstligamannschaft auf den Platz zu bringen.
Das Ergebnis des Ansatzes sind auf der einen Seite deutliche Niederlagen wie beispielsweise gegen Mitaufsteiger Arminia Bielefeld (0:3), auf der anderen Seite konnte Stuttgart in vielen Spielen begeistern - an das furiose 5:1 im Dezember bei Borussia Dortmund sei an dieser Stelle erinnert.
Machtkampf und Sportliches "zwei parallele Schienen"
Wichtig sei laut Coach Matarazzo, der seinen Vertrag jüngst bis 2024 verlängerte, den seit einigen Monaten brodelnden Machtkampf in der VfB-Vereinsführung, bei dem es um unerlaubt weitergegebene Mitgliederdaten und die Position des Präsidenten geht, so gut es geht von den Spielern abzuschirmen. "Ich habe den Jungs erklärt, dass wir unseren sportlichen Weg - unabhängig davon, was rund um den Verein passiert - gehen werden. Das sind zwei parallele Schienen, die sich nicht berühren dürfen", wurde der 43-Jährige zuletzt in der "Sport Bild" zitiert.
Das Trennen beider Schienen gelang dem Übungsleiter bisher gut - vor allem Stürmer Kalajdzic ist von den Querelen hinter den Kulissen offenbar vollends unbeeindruckt. Der Serbo-Österreicher ist Toptorjäger des VfB, netzte in 21 Partien bislang zehnmal. Besonders in den vergangenen Spielen kam er in Fahrt: Fünf Treffer aus den letzten vier Begegnungen zeugen von den Knipser-Qualitäten des 23-Jährigen.
Mislintat weiß: 2. Liga ist "hartes Stück Arbeit"
Mit einer direkten, unliebsamen Rückkehr in die 2. Bundesliga muss sich der VfB Stuttgart auch dank Kalajdzic und elf Punkten Vorsprung auf Platz 16 in dieser Spielzeit aller Voraussicht nach nicht mehr beschäftigen - Sportdirektor Mislintat, [article=513741]der aktuell als Nachfolger von Michael Zorc bei seinem Ex-Klub Borussia Dortmund gehandelt wird[/article], sieht allerdings den nächsten Gegner Schalke 04 in akuter Gefahr, den bitteren Gang ins Unterhaus antreten zu müssen.
"Ich glaube, dass es für Schalke sehr schwer wird, die Liga zu halten. Wir haben selbst erlebt, was für ein hartes Stück Arbeit die 2. Liga ist. Sie wird extrem unterschätzt. Das merkt man jede Woche, wenn man die Ergebnisse sieht. Die Liga macht überhaupt keinen Spaß", wird er im "Kicker" zitiert. Wie man einen Abstieg in die 2. Liga in einen vielversprechenden Neuanfang umwandeln kann, hat er mit dem VfB jedoch gezeigt - mithilfe einer weiteren Generation der "jungen Wilden".