Horst Heldt und sein Berliner Amtskollege Michael Preetz gaben sich alle Mühe, dem Krisengipfel nicht noch mehr Brisanz zu geben. Nein, wiegelte Manager Heldt ab, dieses Duell seines 1. FC Köln gegen Hertha BSC sei kein „Endspiel“ für den in der Kritik stehenden Trainer Markus Gisdol - und doch geht es am Samstag (15.30 Uhr/Sky) um weit mehr als nur drei Punkte.
Eine weitere Niederlage könnte sowohl für Gisdol als auch für Hertha-Coach Bruno Labbadia das Aus bedeuten. „Jeder Einzelne weiß, was die Stunde geschlagen hat“, sagte Heldt, der vom FC nach dem desaströsen 0:5 beim SC Freiburg eine Reaktion erwartet: „Es ist Feuer drin.“ Preetz, dessen Hertha beim jüngsten 0:1 in Bielefeld ebenfalls komplett enttäuscht hatte, nannte das Spiel in Köln „eminent wichtig“.
Gisdol hat die Pleite des Tabellen-16. in Freiburg mit vielen Gesprächen mit der Mannschaft aufgearbeitet - und sieht in ihr mittlerweile sogar etwas Gutes. Eine solche Niederlage könnte „wie ein reinigendes Gewitter“ sein, da sich nun jeder hinterfragen müsse, wie sie zustande kommen konnte, meinte der Trainer, der sich mit seiner persönlichen Zukunft in Köln nicht beschäftigen will: „Ich konzentriere mich auf die Arbeit mit der Mannschaft.“
Und dabei gibt es allerhand zu tun. Die Offensive ist harmlos und bereits seit vier Ligaspielen ohne Torerfolg, in Freiburg lief das Team deutlich weniger als der Gegner und leistete sich unerklärliche Aussetzer in der Defensive. „Wir brauchen wieder diese Gier, dieses zweikampforientierte Spiel“, forderte Gisdol: „Das ist der erste Schritt, auf dem wir aufbauen. Und natürlich wollen wir vernünftigen Fußball spielen.“
Mit Blick auf die Hertha gab Gisdol zu, dass er nicht so recht wisse, was ihn bei dem kommenden Gegner erwarte - und sprach die Probleme des „Big City Clubs“ damit ziemlich genau an. Der Hertha-Kader ist gut besetzt, allerdings aber auch entsprechend teuer. Trotz einiger starker Spiele hinkt Labbadias Team den eigenen Erwartungen weit hinterher. Rang zwölf ist viel zu wenig - zumal der Abstand zur Gefahrenzone deutlich geringer ist als der zu den anvisierten Europapokalplätzen.
„Die Enttäuschung nach dem Spiel in Bielefeld war riesengroß. Wir haben die Dinge dort nicht gemeinsam als Mannschaft so umgesetzt, wie das erforderlich ist“, sagte Preetz: „Das war daher ein wichtiges Thema in dieser Woche und muss in Köln besser werden.“
Ein klarer Auftrag an das Team und Trainer Labbadia, der in diesen Tagen den Spagat zwischen schmerzhafter Fehleranalyse und Aufbauarbeit leisten musste. „Wir haben intern versucht, die Spieler mitzunehmen und gleichzeitig aufzuzeigen, was jetzt zu tun ist“, sagte er: „Klare Ansagen zu vergangenen Fehlern gehören dazu, wichtig ist auch, den Spielern den Glauben an sich selbst zu geben, den Blick nach vorne zu richten.“ sid