Der VfL Wolfsburg und das Coronavirus - das bleibt auch rund um den Jahreswechsel ein Dauerthema. Zwar kehren sechs Spieler, die sich zuletzt in häuslicher Isolation befanden, noch vor zum Bundesliga-Spiel bei Borussia Dortmund (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky) wieder zur Mannschaft zurück. Doch trotzdem dreht sich rund um den Verein auf einmal wieder vieles um die Frage, wie es vor Weihnachten zu dieser Häufung von Quarantäne-Fällen kommen konnte.
Die „Bild“-Zeitung berichtete am Mittwochabend über Details eines Corona-Verstoßes der Profis Maximilian Arnold, Tim Siersleben, Maximilian Philipp und Xaver Schlager am 18. Dezember. So wie in dem Artikel beschrieben, habe es sich „nicht dargestellt“, teilte der VfL einen Tag später mit. Gleichwohl räumte er „aber ein Fehlverhalten der Spieler“ ein. Arnold wurde am 19. Dezember positiv auf das Coronavirus getestet. Auch die drei anderen Spieler mussten sich trotz eines negativen Tests vorsorglich in Quarantäne begeben.
Seit Freitag ist klar: Zumindest sportlich wird dieses „Fehlverhalten“ keine Konsequenzen für die vier Profis haben. „Das hat keine Auswirkungen auf die Aufstellung oder die sportlichen Entscheidungen“, sagte Trainer Oliver Glasner bei der Pressekonferenz zum Dortmund-Spiel. „Dass die Spieler in den letzten Runden nicht dabei sein konnten, war für sie schon sehr enttäuschend.“
Zumindest Arnold und Schlager könnten somit schon am Sonntag wieder zur Startformation gehören. Auch bei Philipp wird das nur daran scheitern, dass sich der 26-jährige Ex-Dortmunder vier Tage vor dem Duell mit seinem ehemaligen Verein eine Muskelverletzung zuzog.
Am Freitag wurde aber auch noch einmal deutlich: Zumindest die öffentliche Kritik der Wolfsburger richtet sich nicht gegen die eigenen Spieler und ihr Verhalten. Sondern gegen den anonymen Hinweisgeber, der die Berichterstattung darüber ausgelöst hatte.
„Ich habe das schon häufiger gesagt: Etwas anonym zu verbreiten, finde ich schwach und traurig und feige“, sagte Glasner. „Hier war es auch so: Jemand hat sich verpflichtet gefühlt, eine anonyme E-Mail zu schreiben und jemanden zu verpetzen. Das schweißt uns nur noch mehr zusammen.“ Genau das habe er auch mit seinen Spielern besprochen: „Wir hatten in dieser Saison schon viele Probleme zu bewältigen: ein schwieriger Start, Wirbel von außen, Wirbel von innen, Verletzungen, Corona-Infektionen. Es zeichnet uns aus, dass wir einen sehr engen Zusammenhalt haben. Wenn jemand denkt, dass er uns auseinander dividieren kann, dann werden wir dem klar entgegenwirken und als Mannschaft zeigen, dass uns das nicht aus der Bahn wirft.“
Auf die Frage, warum es ausgerechnet beim VfL zuletzt so viele Corona-Fälle gab, hat aber auch Glasner nach wie vor keine Antwort. Denn neben Arnold wurden kurz vor und kurz nach Weihnachten auch die Spieler Jerome Roussillon, Maxence Lacroix und Pavao Pervan positiv auf das Virus getestet. „Ich kann nur beurteilen, was ich hier jeden Tag sehe“, sagte der Österreicher. „Trainer, Spieler und alle auf der Geschäftsstelle nehmen unglaubliche Mühen auf sich, um sich vor dem Coronavirus zu schützen. Wir testen mittlerweile täglich. Wir haben schon Schnelltests und PCR-Tests an einem Tag gemacht. Trotzdem sehen wir, dass es passieren kann.“ Zum Glück habe „jeder Mensch noch ein Leben abseits des Berufs. Da kann es auch passieren, dass sich ein Spieler infiziert. Das passiert leider nicht nur bei uns, sondern auch in anderen Ländern und Sportarten und Berufen.“
Auffällig war in Wolfsburg zuletzt auch, dass sich die Corona-Infektion bei den betroffenen Spielern völlig unterschiedlich äußerte. Jerome Roussillon zum Beispiel „war relativ lange weg und richtig platt“, sagte Glasner. „Maxence Lacroix hatte so gut wie keine Symptome. Er lechzt schon danach, wieder zur Gruppe zurückzukehren. Wenn bei ihm alles in Ordnung ist, überlege ich mir, ob ich ihn vielleicht mitnehme nach Dortmund.“ dpa