Lutz Pfannestiel ist der Inbegriff des Fußball-Globetrotters. Bei über 30 Klubs weltweit stand der heute 47 Jahre alte Funktionär, der zuletzt auch Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf war, unter Vertrag.
Einen ähnlichen Weg hat Christopher Massamba Mandiangu gewählt. Der 28-Jährige, der in Zaire/Kinshasa geboren wurde und in Mönchengladbach aufwuchs, steht mittlerweile in seinem elften europäischen Land unter Vertrag. Dabei galt Mandiangu einst als großes Talent bei Borussia Mönchengladbach. Elf Jahre lang - 2002 bis 2011 - wurde der Offensivspieler im Fohlen-Stall ausgebildet. Er wurde bei der Borussia gar mit einem Profivertrag ausgestattet. Doch der große Durchbruch gelang Mandiangu nicht.
Heute steht er in Albanien bei KF Vllaznia unter Vertrag. Und: Mandiangu hat mit Thomas Brdaric einen bekannten Trainer. "Thomas hat mich schon in Neustrelitz trainiert und wollte mich auch bei seinem albanischen Klub haben. Das Angebot habe ich gerne angenommen", erzählt Mandiangu im RevierSport-Gespräch.
Elf Länder in knapp sechs Jahren
Deutschland, Holland, Schottland, Slowakei, Österreich, Armenien, Israel, Bulgarien, Finnland, Polen und nun Albanien: Warum reist ein junger, talentierter Fußballer durch Europa? Die Antwort liefert Mandiangu ganz offen: "Weges des Geldes. Was nutzt es mir, wenn ich in Deutschland in der 3. Liga oder Regionalliga spielen würde und 40 Prozent Steuern bezahlen muss. In den Ländern, in denen ich gespielt habe, wurden mir immer eine Wohnung und ein Auto gestellt. Ich konnte viel Geld zurücklegen. Für die ausländischen Spieler zahlen die Vereine gerne. Da gibt es schon Beispiele im Kader, in denen ein Spieler 300 und der andere 6000 Euro verdient - netto."
Er ergänzt: "In Deutschland hat man einen ganz anderen Lebensstil. Mein Ziel war es irgendwann mal mit meinem Talent Geld im Fußball zu verdienen und auch zurückzulegen. Ich will mit Mitte 30 am besten einiges auf dem Konto haben, um meine Familie abzusichern."
Der Familienvater stellt neben dem finanziellen Aspekt aber noch eine andere Sache in den Vordergrund: "Ich kenne mittlerweile so viele Länder, Sprachen und Kulturen: das alles hat mich wirklich als Mensch geprägt. Ich denke über viele Sachen ganz anders als noch vor einigen Jahren. Deshalb kann ich auch offen sagen, dass ich glücklich bin, wie es mit meiner Karriere gekommen ist."
Widzew Lodz bleibt in besonderer Erinnerung
Mandiangu erzählt, dass es in vielen Klubs, in denen er spielte, Investoren und fußballverrückte Präsidenten gab. An eine Station erinnert er sich besonders gerne. 27 Spiele absolvierte er in der Saison 2019/2020 für den polnischen Traditionsklub Widzew Lodz.
Und obwohl Widzew nach Jahren in die zweithöchste polnische Liga aufstieg, passierte etwas Unfassbares. Denn der Aufstieg einer Mannschaft, die wie Erstliga-Spieler verdient hat, wurde nach Meinung der Anhänger erst zu spät eingetütet.
Mandiangu erzählt: "Wir hatten eine Mannschaft beisammen, die viel Geld verdient hat. Der Klub konnte sich das leisten, weil fast jede Partie mit 15.000 Zuschauern ausverkauft war. Die Widzew-Fans sind verrückt und lieben die Fans. Sie kauften die Fanshops leer und der Verein konnte so in die Mannschaft investieren. Doch obwohl wir den Aufstieg mit zwei Punkten Vorsprung geschafft haben, waren die Fans unzufrieden und stürmten den Rasen. Wir wurden aufgefordert unsere Trikots auszuziehen, mussten über vier Stunden mit unseren Familien in den Katakomben verweilen. Später hat uns der Verein ein Ausgangsverbot für die Stadt erteilt. Das war schon heftig. Aber letztendlich ist niemandem etwas passiert."
Irgendwann will Mandiangu wieder zurück nach Deutschland
Seit sechs Jahren reist Mandiangu nun durch Europa. Sein Vertrag in Albanien läuft aktuell bis zum Sommer 2021. So langsam kommen bei ihm Heimatgefühle hoch und die Sehnsucht nach einer Rückkehr. "Manchmal muss ich schon darüber nachdenken, was meine Heimat ist (lacht). Nein, aber im Ernst: Mönchengladbach ist mein Zuhause. Wenn es die Möglichkeit gibt, dann werde ich auch bald zurückkehren. Aber es muss eben auch alles passen", sagt er. Wahrscheinlich wird Mandiangu für sich schon eine Lösung finden - zur Not in einem weiteren europäischen Land.