Dass die Tabelle der Oberliga Niederrhein aufgrund aller Corona-Umstände aktuell ein sehr verzerrtes Bild abgibt, ist für die Verantwortlichen des FC Kray nach nur acht Spieltagen von eher minderer Bedeutung. Vielmehr geht es den sportlichen Funktionären, allen voran Coach Dennis Brinkmann, darum, nach und nach Kontinuität in die Leistungen seiner jungen Mannschaft zu bringen.
Das Trainerteam rund um den Ex-Profi hat in den vergangenen Wochen mit Widrigkeiten unterschiedlichster Art zu kämpfen gehabt. „Man muss immer wieder betonen, wie extrem jung unsere Mannschaft ist. Der personell kurzfristige Aderlass vor Saisonbeginn hat nicht dazu beigetragen, dass wir erfahrener geworden sind“, verweist Brinkmann vor allem auf den schmerzhaften Abgang des einstigen Mannschaftskapitäns Soufian Rami. „Dazu hatten wir in der noch jungen Saison brutal viele Verletzungen zu beklagen, die es bisher nicht möglich machen, eine beständige Kaderbreite in jedem Spiel zu gewährleisten“, zieht der gebürtige Essener ein erstes Zwischenfazit.
Die Ausgangslage, mit der man nun in die vorläufige Corona-Unterbrechung geht, sei für den gesamten Verein nicht unbedingt eine Überraschung. „Viele Spieler, darunter auch einige aus der Bezirksliga, wurden mit der Perspektive verpflichtet, irgendwann einmal stetiges Oberliga-Niveau abrufen zu können. Die positiv und negativ eklatanten Ausschläge in den Leistungen sind daher nicht besonders verwunderlich“, ist die teilweise fehlende Konstanz für Brinkmann eine logische Begleiterscheinung.
Nach einer Negativspirale über drei Niederlagen in Folge war es dem FC am vergangenen Samstag möglich, die zweite Runde des Niederrhein-Pokals zu erreichen. Gegen den Bezirksligisten SV 1926 Rindern konnte man nicht zuletzt durch einen Dreierpack des Routiniers Emrah Uzun am Ende mit 4:1 gewinnen.
So deutlich, wie sich das Ergebnis anhört, hatte Brinkmann die Partie allerdings nicht gesehen. „Das war der beste Beweis dafür, dass wir einfach geduldig bleiben müssen. Wir sind da mit 14 Spielern und einem sehr jungen Kader hingefahren. Trotzdem erwartet jeder, dass wir den hochmotivierten Gegner mühelos vom Platz fegen“, sind die hohen Erwartungshaltungen von Außenstehenden für den 41-Jährigen nicht nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz durfte die Mannschaft seit längerer Zeit mal wieder ein Erfolgserlebnis verbuchen. Jedoch können Brinkmann und seine Equipe die positive Stimmung bis auf Weiteres nicht auf Einsätze in der Liga übertragen.
Für den Trainingsalltag des Teams aus dem Essener Osten bedeutet die Saison-Auszeit mit allen Corona-Maßnahmen massive Einschränkungen. Die Möglichkeiten, die dem Trainer während dieser Unterbrechung bleiben, beschränken sich auf ein Minimum. „Wir können nur das tun, was alle anderen Vereine wahrscheinlich auch machen. Die Spieler bekommen Fitnesspläne von uns, aber inwiefern diese eingehalten werden, können wir derzeit nicht kontrollieren. Da die meisten der Jungs berufstätig sind, müssen wir uns einfach auf ihre Bereitschaft verlassen“, so der FC-Trainer.
Im Hinblick auf einen bevorstehenden Restart des Ligabetriebs vermag Brinkmann keine Prognose abzugeben. „Das kann von uns einfach niemand so richtig sagen. Es ist eine Phase, in der wir alle mit Ungewissheit leben müssen“, ist sich der Coach nicht über den Zeitpunkt einer Fortführung der Meisterschaft im Klaren.
Autor: Philipp Kappenstein