Für Trainer Bruno Labbadia war „gefühlt jeder Schuss ein Gegentreffer“, Torhüter Alexander Schwolow sprach ernüchtert von einem „Albtraumspiel“ - nach der 4:5 (2:3)-Pokalpleite beim Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig war man beim selbsternannten „Big City Club“ ganz schön kleinlaut. Oder einfach nur wütend wie Kapitän Niklas Stark: „4:5 - das klingt beschissen und ist beschissen.“
Hertha wartet seit 35 Jahren auf Pokalfinale in Berlin
Seit 35 Jahren träumt man bei den Berlinern von einem Pokalfinale im Olympiastadion, diesmal waren schon die zweitklassigen Niedersachsen eine zu hohe Hürde. Angesichts des 374 Millionen Euro schweren Engagements von Investor Lars Windhorst müssen nun dringend in der Bundesliga die Schüsse sitzen, möglichst schon beim Auftakt am kommenden Wochenende in Bremen.
Ein erfahrener Coach wie Labbadia weiß natürlich um die Brisanz der aktuellen Situation, entsprechend emsig war er bemüht, auf die aus seiner Sicht positiven Erkenntnisse der unerwarteten Niederlage hinzuweisen. „Nach vorne hin haben wir viel richtig gemacht, genug Torchancen herausgearbeitet und als Mannschaft auch Moral gezeigt. Aber defensiv müssen wir konsequenter sein und weniger Fehler machen“, sagte der 54-Jährige.
Schlechte Testspiele
Schon nach drei Testspielniederlagen ohne eigenen Torerfolg hatte es an der Spree rumort. Diesmal war das Defensivverhalten bei den Gästen mangelhaft. Auch der neue Keeper Schwolow blieb nicht ohne Patzer und sah beim ersten Gegentor nach nur 63 Sekunden nicht gut aus. Abwehrchef Stark selbstkritisch: „Wir müssen mehr dagegenhalten.“
Auch für die Rekrutierung weiterer neuer Spieler, für die grundsätzlich genug Geld da ist, war die Niederlage alles andere als förderlich. Nach Platz zehn in der vergangenen Saison hat die Hertha sportlich nunmehr nichts außer dem gewöhnlichen Ligaalltag zu bieten. Da wäre eine Aussicht auf weitere Optionen im DFB-Pokal möglicherweise durchaus hilfreich gewesen.
Also sollte wenigstens in der Liga ein weiterer Fehlstart vermieden werden, Labbadia kündigte eine Aufarbeitung des aktuellen Geschehens an: „Wir werden die Fehler ansprechen und unsere Vorbereitung auf Bremen entsprechend gestalten.“
Vielleicht wäre es gar nicht so abwegig, sich ernsthaft mit einer Verpflichtung des Braunschweiger Pokalhelden Martin Kobylanski zu beschäftigen. Der gebürtige Berliner traf dreimal und schloss nicht aus, dass er die Norddeutschen noch während der aktuell noch laufenden Transferperiode verlassen könnte.
Allerdings: Seit einem Leihjahr bei Union Berlin fühlt sich der 26-Jährige mehr den Köpenickern verbunden, Vater Andrzej kickte einst bei Tennis Borussia Berlin. Am Tag nach seinem Galaauftritt war Kobylanski auch tatsächlich in Berlin. Aber angeblich nur, um seine Schwester zu besuchen. sid