Die Kampfansage aus München kommt laut und deutlich. Vor dem Start der Frauen-Bundesliga am Freitag mit dem Duell von Double-Sieger und Champions-League-Finalist VfL Wolfsburg gegen Pokalfinalist SGS Essen (19.15 Uhr/Eurosport, MagentaSport) ist nun auch bei den Fußballerinnen des FC Bayern München die Abteilung Attacke geöffnet worden. Präsident Herbert Hainer, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, Trainer Jens Scheuer und die Spielerinnen betonen unisono, dass die Meisterschaft angepeilt wird. „Wir wollen den Titel, nicht immer Zweiter sein“, sagte Nationaltorhüterin Laura Benkarth.
Seit acht Jahren heißt das Titel-Duell im Frauenfußball Wolfsburg gegen München. Mit einem klaren Ergebnis: 6:2 für den VfL, der in den vergangenen vier Jahren sogar stets das Double holte. Das soll in dieser Saison anders werden. „Wir haben uns gezielt noch breiter aufgestellt“, sagte Bayern-Trainer Scheuer bei „MagentaSport“. Mit Lea Schüller, Martina Hegering (beide Essen) und Lara Bühl (Freiburg) holte man drei deutsche Nationalspielerinnen, dazu noch drei weitere internationale Auswahl-Kickerinnen. Damit wurde der Weggang von Spielmacherin Melanie Leupolz (Chelsea) und Abwehrspielerin Kathrin Hendrich (Wolfsburg) mehr als kompensiert.
„Für uns ist es eher ein Vorteil als ein Nachteil“, sagt Torhüterin Benkarth zum wohl schmerzlichsten Abgang aus der Bundesliga: Pernille Harder, Fußballerin des Jahres und mit 27 Treffern die beste Schützin der vergangenen Spielzeit, verließ kurzfristig den VfL Wolfsburg gen Chelsea. „Wir hatten keinerlei Chance, sie zu halten“, sagte Sportdirektor Ralf Kellermann, glaubt aber an sein Team. „Ich habe volles Vertrauen in den Kader mit den vielen jungen, aber auch einigen erfahrenen Spielerinnen“, sagte Kellermann. Auch der VfL investierte in deutsche Nationalspielerinnen, holte Lena Oberdorf (Essen), Pauline Bremer (Manchester City) und Kathrin Hendrich (Bayern).
Das ewige Duell der beiden besten deutschen Teams sieht Kellermann völlig offen. „Wir waren in den vergangenen beiden Jahren immer auf Augenhöhe, haben uns wie in der vergangenen Saison in beiden Spielen Unentschieden getrennt oder wie zuvor jeweils ein Spiel gewonnen. Das wird wohl nicht anders werden.“ Benkarth kennt den Schlüssel: „Wir dürfen unsere Punkte in den anderen Partien nicht so einfach herschenken. Wir müssen die gleiche Konstanz an den Tag legen wie der VfL“, sagte die Münchnerin.
Dahinter vermutet Siegfried Dietrich, Vorsitzender des DFB-Ausschusses Frauen-Bundesligen, einen engen Wettbewerb um den dritten Platz, der erstmalig zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. „Hoffenheim, Potsdam und wir als Eintracht Frankfurt werden uns da beharken“, sagte der Macher des Frankfurter Frauenfußballs. Mit dem Beitritt des bisherigen 1. FFC Frankfurt zur Eintracht gibt es für die Spielerinnen ein noch besseres Umfeld, aber auch die finanziellen Möglichkeiten sind gegeben. „Es wird sehr spannend“, vermutet Dietrich.
Fraglich bleibt, wie die verbliebenen reinen Frauenfußball-Clubs sich behaupten können. Der SC Sand und vor allem SGS Essen haben einen enormen Aderlass an Spielerinnen hinnehmen müssen. „Das sind wir inzwischen gewohnt. Bei uns machen die Spielerinnen den ersten und zweiten Schritt bis zur Nationalspielerin, die weiteren gehen sie in den besseren Clubs“, sagte Trainer Markus Högner von SGS Essen. Gleich vier junge Nationalspielerinnen verließen den Club, insgesamt gab es je zwölf Ab- und Zugänge. „Deshalb geben wir keine Ziele aus. Nach vier, fünf Spielen wird man sehen, was möglich ist und wohin die Reise geht“, sagte Högner. dpa