Auf der Tribüne saßen zwei, die goldenere Zeiten des FC Schalke 04 mitgemacht haben. Doch auch die Kremers-Zwillinge Erwin und Helmut brachten kein Glück: Schalke unterlag dem VfL Wolfsburg mit 1:4 (0:1) und blieb zum 15. Mal in Folge in der Fußball-Bundesliga ohne Sieg - welch eine rabenschwarze Serie. Die Gäste jubelten hingegen über den erneuten Einzug in die Europa League.
Den Wolfsburger Jubel wollte Schalke-Trainer David Wagner unbedingt verhindern. „Eklig“ und „schrecklich“ hatte er die Serie vor dem Spiel genannt und sich optimistisch gezeigt, dass Schalke diesmal jubeln darf. Deshalb hatte Wagner sein Team im Vergleich zur 1:2-Niederlage bei Eintracht Frankfurt am Mittwoch auf vier Positionen geändert. Für Can Bozdogan (Gelb-Rot-Sperre), Timo Becker, Ahmed Kutucu und Nassim Boujellab (alle auf der Bank) rückten Rabbi Matondo, Levent Mercan, Daniel Caligiuri und Michael Gregoritsch in die Anfangsformation. Für Mercan war es das Startelf-Debüt im Profifußball.
Doch wie schon so oft in den vergangenen Wochen spielten die Schalker, im 4-4-2-System sortiert, eine müde erste Halbzeit, in der sie meist vergeblich hinter dem Ball herliefen und es dem Gegner sehr leicht machten. Schon in der achten Minute lief Wolfsburgs Stürmer Daniel Ginczek völlig allein aufs Tor zu, doch er drosch den Ball in die leeren Reihen der Südkurve. Schon acht Minuten später fiel aber das 0:1, das schon zu diesem frühen Zeitpunkt verdient war. Alessandro Schöpf hatte den Ball im Spielaufbau - und dann ging es ganz schnell: Der Schuss von Josip Brekalo wurde abgeblockt, über Ginczek kam der Ball zu Wout Weghorst, und der Torjäger schob den Ball ins Eck.
Saison für Jonjoe Kenny ist beendet
Die Wolfsburger spielten solide, sie machten nicht mehr als nötig, um Schalke vom eigenen Tor entfernt zu halten. Sie konnten sich auf vermeidbare Schalker Fehlpässe im Spielaufbau verlassen und auf dumme Fouls. Gleich drei Schalker sahen in der ersten Hälfte die Gelbe Karte, darunter Jonjoe Kenny (38.). Für den Engländer war‘s die Fünfte, für ihn ist die Saison beendet.
Die Wolfsburger ließen es ab der 20. Minute in der Offensive, was das Spiel zäh und langweilig machte. Schalkes einzige Chance in der Anfangsphase steht beispielhaft für die schlappe Rückrunde: Rabbi Matondo umdribbelte die halbe Wolfsburger Deckung, doch Sturm-Kollege Michael Gregoritsch blockte den Schuss ab (20.) — Slapstick in der leeren Arena.
Erst in der 44. Minute tauchten die Königsblauen zum ersten Mal gefährlich im Strafraum der Gäste auf. Nach einer kurz ausgeführten Ecke wurde Mercan hart geblockt, der Ball kullerte zu Weston McKennie - und dessen Flachschuss hielt VfL-Torwart Koen Casteels sicher fest. Die Schalker hätten für den Einsatz gegen Mercan gern einen Elfmeter gehabt - doch der Pfiff blieb aus. Ein anderer folgte hingegen kurz darauf: der zur Pause. Wieder ein Rückstand, wieder eine schlappe Vorstellung, wieder hätte es ein lautes Pfeifkonzert gegeben, wenn Fans zugelassen gewesen wären.
Schalke nach der Halbzeit besser
Und ebenfalls wie in den vergangenen Wochen verbesserte sich Schalke nach dem Wechsel erheblich. Trainer Wagner hatte die Taktik angepasst, vertraute nun drei Spitzen: Gregoritsch, Matondo und Joker Benito Raman. Nachdem Caligiuris Flanke in den Strafraum noch etwas zu steil geriet (50.), gelang Schalke fünf Minuten später der wohl beste Spielzug seit dem Neustart der Bundesliga. Nach dem kurzen Abstoß von Torwart Alexander Nübel erhielt McKennie den Ball. Schalkes Bester dribbelte sich über das halbe Feld und spielte den Ball in den Lauf von Juan Miranda. Der Spanier spielte auf Caligiuri, doch der brachte den Ball nicht im Tor unter - Torwart Casteels wehrte ab. Das hätte das 1:1 sein müssen.
Das blieb lange die letzte gute Szene der Schalker, denn mit Casteels‘ Parade war ihr Mut dahin. Eine Minute später spazierte Renato Steffen durchs Schalker Mittelfeld - er passte den Ball in den Lauf von Weghorst. Und Wolfsburgs Torjäger spitzelte den Ball an Nübel vorbei zum 2:0 ins Tor. Die Vorentscheidung. Doch dabei blieb es nicht. In der 59. Minute knallte Ginczek den Ball an den Innenpfosten, den Abpraller versenkte Kevin Mbabu zum 3:0. Und in der 69. Minute fiel gar das 4:0 für die nun furiosen Gäste gegen aufgebende Schalker: Nach einer Ecke faustete Nübel den Ball an die Strafraumgrenze, dort stand João Victor ganz allein - und er erhöhte mit einem Flachschuss. Wieder einmal wurde es für Schalke eklig, schrecklich, peinlich.
Immerhin gelang Schalke noch das Ehrentor. Nach einem Steilpass von Ahmed Kutucu sprintete Matondo allein aufs Tor zu und verwandelte sicher zum 1:4 (71.) - als es um nichts mehr ging, zeigte der Waliser eine Effektivität, die er sonst in der Saison oft vermissen ließ. Bei diesem hohen Ergebnis blieb es. Und nun sind es 15 Spiele in Folge ohne Sieg. Die Kremers-Zwillinge ertrugen das Spiel bis zum Ende.
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