Acht Sportplätze sind in einem Ratsbeschluss der Stadt Lünen aufgeführt von denen drei den Sparplänen zum Opfer fallen sollen. Besonders gefährdet sind dabei der Sportplatz „Triftenteich“, Heimat des FC Lünen 74, der „Wüstenknapp“, ein Trainingsplatz des Lüner SV, sowie der Sportplatz „Schützenhof“ und der Volkspark in Brambauer. Fusionen seien unumgänglich, die betroffenen Vereine sollten freie Kapazitäten auf anderen Plätzen nutzen, gaben die Politikvertreter den Vereinen zu verstehen. Deren Reaktion auf die Pläne schwankte zwischen Empörung und Verständnis.
Auf das geringste Verständnis stößt die angekündigte Schließungswelle beim FC Lünen 74. „Hier ist die Heimat dieses Vereins“, sagt der Vorsitzende Christian Skaletz. Deshalb lehnt man beim FC derzeit sämtliche Umzugs- oder Fusionspläne ab. „Selbst wenn wir es durchkriegen, nach Beckinghausen umzuziehen, wäre das auf lange Sicht das Aus für unseren Verein.“ Deshalb schaltete der Verein bereits eine Rechtsanwalt ein, der die Vertragslage mit der Stadt überprüft. Denn 1982 schloss man mit der Stadt einen Erbbauvertrag über 99 Jahre, der allerdings nur für das Gelände gilt, auf dem das Vereinsheim steht. Der Vertrag beinhalte aber auch die Nutzung des Sportplatzes, versichert Skaletz. „Deshalb werden wir alle Wege gehen, die uns möglich sind.“ Nachdem ein Termin mit Bürgermeister Hans Wilhelm Stodollick keine Annäherung brachte, schließt der A-Ligist auch ein Gang vor Gericht nicht aus.
Der Nutzungsvertrag mit der Stadt geht bis 2081, doch ob das Vereinsheim auch in den nächsten Jahren die Heimat des FC Lünen 74 bleibt, ist ungewiss.
Skaletz fürchtet wie viele andere Mitglieder um den Verlust der Identität. „In dem Vereinsheim stecken 25 Jahre Arbeit und endlich hat der Verein hier eine Heimat gefunden“, sagt er. „Man kann natürlich über Fusionen reden, aber wir wollen dabei nicht der Bittsteller sein.“ Ohnehin sei die Stadt am Zug, den nächsten Schritt zu machen. „Wir haben doch gar keine Überblick über die Auslastung der anderen Sportplätze.“
Wesentlich entspannter betrachtet man die Lage beim klassenhöchsten Verein der Stadt, dem Lüner SV. „Wir sind für alles offen. Denn auch für uns geht es darum, die Infrastruktur des Vereins zu verbessern“, sagt der zweite Vorsitzende Dirk Hartmann. Mit dem „Wüstenknapp“ verlöre der Klub „nur“ einen Trainingsplatz, der zudem ohnehin nur in den Sommermonaten nutzbar ist. Eine Schließung des „Triftenteich“ hätte allerdings auch für den LSV Folgen, da in der Jugend eine Spielgemeinschaft mit dem FC Lünen existiert. Doch der Verbandsligist ist sich seiner starken Position sicher. „Wir dürften keine Probleme bekommen, jemanden für eine Fusion zu finden“, glaubt Hartmann.
Der Versuch, eine Fusion auf den Weg zu bringen, ist derzeit an der Dortmunder Stadtgrenze in Brambauer zu beobachten. Die Vorstände von Landesligist BV Brambauer und dem FC Brambauer 45 (Kreisliga A) bereiten schon seit Monaten einen Zusammenschluss vor. „Aber die höchste Instanz sind letztendlich die Mitglieder“, sagt Dankwart Ruthenbeck, Sportlicher Leiter beim BVB. Spätestens im März müsse allerdings eine Entscheidung fallen, um die Fusion zur kommenden Spielzeit realisieren zu können. Den Schritt der Stadt kann Ruthenbeck zum Teil sogar nachvollziehen. „Sie hat ein großes Interesse an einer größeren Qualität im Sportangebot. Das geht mit Zusammenschlüssen natürlich leichter“, sagt er.
Das Fusionsthema schwelt in Lünen schon lange, schließlich gibt es hier überdurchschnittlich viele Vereine gemessen an der Einwohnerzahl von knapp 100 000. Die Sparpläne der Stadt geben diesem Prozess nun eine neue Dynamik. Und zumindest im Fall des FC Lünen 74 bahnt sich ein langer Kampf an, bei dem es auch um die grundsätzliche Frage geht, welche Handhabe Sportvereine gegenüber der Lokalpolitik besitzen. Um Geld allein kann es für Christian Skaletz nicht gehen: "Bei den Schulden der Stadt sind die 50 000 Euro Einsparungen ein Witz."