Nach dem erneuten Frusterlebnis in der leeren Red-Bull-Arena ging RB Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann verbal in die Vollen. Die eigene Mannschaft, der Gegner und vor allem die Macher des Spielplans bekamen nach dem mageren 2:2 (1:1) gegen Hertha BSC ihr Fett weg. Dass sein Team anders als Berlin innerhalb von nur drei Tagen zweimal antreten musste, brachte den 32-Jährigen auf die Palme.
„Ich will kein Alibi suchen, aber ganz verstehe ich die Spielansetzung nicht“, wetterte Nagelsmann nach dem Abpfiff in Richtung Deutsche Fußball Liga (DFL). Er müsse sich Gedanken machen, wie er bei fünf Wechseln seine Spieler schützen könne, während Hertha zwei Tage mehr zur Regeneration habe. „Es ist jetzt zum wiederholten Male, dass wir einen beschissenen Spielplan kriegen. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen“, schimpfte der Chef-Trainer bei DAZN.
Der Frust saß tief. Nur elf Tage nach dem 1:1 gegen den SC Freiburg hatte seine Mannschaft erneut zu Hause Punkte liegen gelassen, obwohl die Konkurrenten bis auf den enteilten Tabellenführer Bayern München allesamt patzten. Durch das Remis gegen die wiedererstarkten Hauptstädter verpassten die Sachsen den Sprung auf Platz zwei und mussten hinter Borussia Dortmund mit Rang drei Vorlieb nehmen.
„Heute lag es auf dem Silbertablett, und wir haben es nicht genommen“, ärgerte sich der Coach, dessen Mannschaft aber immer noch gute Aussichten auf das erneute Erreichen der Königsklasse hat. In den noch sechs Spielen trifft RB nur noch einmal auf ein Team aus dem oberen Tabellendrittel – am vorletzten Spieltag zu Hause gegen Borussia Dortmund.
Doch sollte die Nagelsmann-Elf ihre krassen Abwehrfehler nicht schnell abstellen, dürften auch vermeintlich leichte Gegner zum Problem werden. Wie schon gegen Freiburg hatte RB gegen Hertha früh nach einer Ecke 0:1 zurückgelegen. „Wir geraten in Rückstand, weil wir einen Standard wie eine Schülermannschaft verteidigen“, meckerte der Trainer über die Berliner Führung durch Marko Grujic (9.) und forderte: „Wir müssen irgendwann mal lernen, dass wir nicht ständig in Rückstand geraten können.“
Dem Gegner sprach Nagelsmann etwas unnötig größere Offensivbemühungen ab, Hertha habe „eh nur kontern wollen“, stichelte der Coach, obwohl die Berliner phasenweise die Partie diktierten und nach dem 1:1 (24.) durch Lukas Klostermann und dem Platzverweis von Marcel Halstenberg (63.) dem Führungstor näher waren als die Hausherren. Der spektakuläre Patzer von Hertha-Keeper Rune Jarstein (68.) bescherte die Hausherren das glückliche 2:1, ehe Krzysztof Piatek mit seinem Strafstoßtor (82.) den gerechten Endstand herstellte.
„Meine Mannschaft hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, lobte Herthas Trainer Bruno Labbadia den überraschend mutigen Auftritt seiner Elf und hatte auch in puncto Spielplan die passende Antwort parat. Bis zur nächsten Bundesligapartie am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg habe Hertha nun auch zur zwei Tage Zeit zur Regeneration. Allerdings, und da hinkt der Vergleich, darf sich auch Augsburg nur zwei Tage erholen. sid