2017/2018 spielte Johannes Zottl noch in der Regionalliga Bayern für die TSV 1860 Rosenheim. In der Folgesaison ging der Angreifer plötzlich in der Westfalenliga für den FC Iserlohn auf Torejagd. Rund 700 Kilometer und zwei Spielklassen Unterschied.
Ausschlaggebend für den geografischen Wechsel war sein bester Kumpel Julian Weigl, der damals bei Borussia Dortmund unter Vertrag stand. „Wir hatten immer eine enge Bindung und oft darüber philosophiert“, erklärt Zottl gegenüber RevierSport den Entschluss. Rein sportlich betrachtet war der Umzug zunächst ein Abstieg, doch auch das hatte seine Gründe.
„Die Liga war erstmal unterinteressant“, sagt der 26-Jährige und ergänzt: „ich hatte erst danach geschaut, dass ich nach zwei schweren Verletzungen (darunter ein Kreuzbandriss; Anm. d. Red.) endlich wieder Spaß am Fußball habe, ganz ohne Druck.“ Die Rückkehr in die Regionalliga ging Zottl allerdings nicht aus dem Kopf. „Die Ambition hatte ich vielleicht nicht, die Wünsche und Träume aber schon.“
Zottl mit Schockmoment
Denn gerade als Zottl beim FC Iserlohn wieder zur Form fand und in 24 Spielen 18 Mal traf, folgte der nächste Rückschlag. Der Stürmer krachte im Spiel nach einem Laufduell mit voller Wucht gegen eine Betonwand, verlor das Bewusstsein, verschluckte seine Zunge und erlitt sieben Brüche am Kopf, darunter eine Schädelbasisfraktur.
Zottl hatte einen Schutzengel und überstand den Unfall, überlegte allerdings die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Er machte weiter, wie er es sagt, aufgrund „der Liebe zum Sport an sich und wegen des privaten Umfelds. Seitdem ich denken kann, dreht sich alles nur um Fußball.“
Zottl kämpft sich zurück in die Regionalliga
Sein Durchhaltevermögen zahlte sich aus. Nach einer halben Saison in der Westfalenliga beim Lüner SV mit 16 Treffern in 13 Spielen kam der Anruf aus der Regionalliga. Zottl wechselte zum SV Lippstadt. „Ich fühle mich pudelwohl“, so der Stürmer und betont: „Wir haben eine super Mannschaft, eine super Truppe. Das ganze Drumherum, wir haben sehr professionelle Bedingungen.“
Bevor das Coronavirus den Fußball lahm legte, stand Zottl bei drei Einsätzen und einem Treffer für den SV Lippstadt. Aktuell geht es ihm aber genauso wie seinem besten Kumpel Julian Weigl, der vergangenen Winter zu Benfica gewechselt war: „Wir beide wollen einfach, wie jeder Fußballer, dass es so schnell wie möglich weiter geht.“ Zottl vielleicht etwas mehr, er hat einen langen Weg hinter sich.