Vermutlich würde Tim Kosmala gerade in Belgien sitzen. Bei dem aktuellen Wetter an der Küste hätte der gebürtige Grevenbroicher mit belgischen Wurzeln bei seiner Familie ein paar freie Tage genossen. An dem Ort, wo er am besten runterkommen und durchatmen kann. Die Realität ist aber gerade für den 26-jährigen Verteidiger des 1. FC Monheim eine andere.
Kreisinspektor bei der Polizeiverwaltung Neuss
Kosmala arbeitet als Kreisinspektor bei der Polizeiverwaltung Neuss und kümmert sich dort eigentlich ums Waffenrecht. Sprich: Schießstände abnehmen, bei den zahlreichen Schützenfesten in Neuss auch durchaus nicht wenig, oder Waffenhändler und -sammler amtlich betreuen. Aufgrund der Corona-Krise ist er jedoch von diesem Feld abgezogen und ins Gesundheitsamt des Rhein-Kreis-Neuss in Grevenbroich abberufen worden.
Dort kümmert er sich nun um Personen, die aufgrund der Corona-Erkrankung oder Kontakt mit Corona-Infizierten in Quarantäne sein müssen: „Wir sind dort seit vier Wochen rund um die Uhr beschäftigt. Ich telefoniere mit Leuten, bei denen der Test positiv war, frage mit welchen Personen sie Kontakt hatten und muss gegebenenfalls auch diese in Quarantäne versetzen.“ Anfangs ein nahezu 24-Stunden-Job, mittlerweile im Schichtdienst: „Anfangs habe ich um sechs Uhr morgens angefangen, wenn ich dann um zehn Uhr abends raus war, dann war es früh. Ich habe dann auch 13, 14 Tage am Stück gearbeitet, weil es einfach nicht anders ging. Die Leute kamen aus Ischgl, Italien oder Spanien zurück.“
Keine Zeit zum Fithalten
Auch über Ostern wird Kosmala durcharbeiten müssen. Im Moment bleibt für ihn auch nur wenig Möglichkeit, sich selbst fitzuhalten. An Gründonnerstag hat er es seit Beginn der Corona-Krise erstmals geschafft, laufen zu gehen: „Ich bin sechs Kilometer in einem Schnitt von fünf Minuten pro Kilometer gelaufen, da wusste ich erst einmal nicht, wo vorne und hinten ist.“ Mittlerweile versucht der Abwehrchef des Tabellen-Zweiten der Oberliga Niederrhein, der zuletzt auch auf der Sechs und auf der Acht randurfte, alle zwei Tage vor seiner Schicht Zeit zu finden. Sportlich gesehen, fühle es sich wie eine Vorbereitung an, nur schlimmer: „Da weißt du wenigstens, dass es nach vier Wochen vorbei ist. Niemand weiß, wann es weitergeht.“
Wenn es irgendwann normal weitergeht, ist für Kosmala eins schon klar. Dann dürften auf die stressige Zeit während der Corona-Krise ein paar erholsame Tage bei seiner Familie in Belgien folgen.