Es war der Winter der Saison 2014/15. Der 1. FC Monheim hatte sich gerade von seinem Trainer Daniel Cartus getrennt. Den Nachfolger, besser gesagt das Nachfolger-Duo, fand den der Klub damals im eigenen Kader: Die beiden Kapitäne Dennis Ruess und Manuel Windges sollten die erste Mannschaft übernehmen und nach dem Landesliga-Abstieg in der Saison davor wieder in ruhigere Fahrwasser bringen. „Ich hatte diese Ambition eigentlich nicht, das war weit weg“, erinnert sich Ruess zurück. Danach sollte der Verein einen Erfolg nach dem anderen einfahren.
In der Rückserie führten Ruess und Windges mit Co-Trainer Bastian Jensterle den Klub auf Platz vier und gewannen den Kreispokal. In der darauffolgenden Saison gelang die souveräne Rückkehr in die Landesliga. Auch dort spielten sie wieder gut mit. Nach einer sensationellen Aufholjagd am Schluss errangen sie den dritten Platz, der zum Relegationsduell um den Aufstieg in die Oberliga berechtigte. Dies war für beide bis heute der wohl größte und prägendste Erfolg, wie Ruess selbst sagt.
Beim Gedanken an Relegations-Tor bekommt Ruess heute noch Gänsehaut
Das Hinspiel endete mit einem 0:0. Im Rückspiel führte der Relegationsgegner VfL Rhede bereits mit 2:0. Erst in der 87. Minute gelang Philipp Hombach der Anschlusstreffer zum 1:2. In der fünften Minute der Nachspielzeit machte ein sehenswerter Treffer von Abdelkarim Afkir den Aufstieg der Monheimer perfekt. „Da kriege ich heute noch Gänsehaut“, sagt Ruess. „Es war eine außergewöhnliche Situation. Das hat auch wieder gezeigt, welchen Charakter unsere Mannschaften hatten, immer weiterzumachen. Das ist manchmal mehr wert als die nackten drei Punkte. Wir sind aber dennoch demütig geblieben. Was Rhede getroffen hat, hätte auch uns treffen können.“
Rückblickend sei die Relegationswoche an Anspannung nicht zu überbieten gewesen: „Du spielst einmal alles oder nichts gegen einen Gegner, den du gar nicht kennst.“
Im vergangenen Jahr im Niederrheinpokal-Halbfinale
Auch in der Oberliga ging die Reise letztendlich weiter. 50 und 55 Punkte holte die Ruess-Elf der vergangenen beiden Jahre, erreichte in der vergangenen Saison gar das Niederrheinpokal-Halbfinale. In diesem Jahr steht bisher Platz zwei zu Buche. „Ich glaube, dass wir, wenn es weitergeht, die 55 Punkte der vergangenen Saison knacken werden.“ Falsch findet er aber, dass viele Erfolge des Vereins auf ihn zurückgeschrieben werden: „Es gibt viele Leute die unsere letzten Jahre geprägt haben. Bei den Spielern unter anderem Lekic, Karachristos, Hombach, Lange, Bastas oder auch ein Afkir mit seinem legendären Treffer und André Maczkowiak, der ebenfalls viel geleistet hat. Aber auch unser Vorstand an der Spitze mit Werner Geser, mein Vater (Karl-Peter Ruess, 2. Vorsitzender, Anm. d. Red.) oder Karim El Fahmi. Da packen viele Hände an.“
Auch Dennis Ruess wird noch weiter mitanpacken: Im Winter hat er seinen Vertrag wieder für ein Jahr verlängert. „Sicherlich investiere ich viel Zeit und viel Herzblut in unser Projekt. Aber gerade in den letzten anderthalb Jahren, in denen wir privat das eine oder andere bewerkstelligen mussten, habe ich eine Menge vom Verein und vor allem aber von meinen Jungs zurückbekommen. Für diesen starken Rückhalt, möchte ich gerne weiterhin etwas zurückgeben.“ Seit 2000 ist er bei den Monheimern aktiv. Es dürfte noch das eine oder andere Jahr dazukommen.