In Zeiten, in denen die Welt gegen das Coronavirus kämpft, benötigt die Gesellschaft vor allem eines: Solidarität. Und zwar mit den Menschen, die durch das Virus besonders gefährdet sind. Ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte am Mittwoch: "Wichtig sei es Zeit zu gewinnen. Das Vorgehen im Kampf gegen das Virus müsse davon bestimmt sein, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten."
Zeit kann dadurch gewonnen werden, dass jeder einzelne sein Verhalten im Alltag überprüft und gegebenenfalls anpasst. Mehr Hygiene, mehr Abstand zu anderen Menschen und vor allem sollten Orte gemieden werden, wo viele Leute zusammen kommen.
In diesem Zusammenhang gibt es nun auch in Deutschland Geisterspiele. In der Bundesliga, in der 2. Bundesliga, die 3. Liga hat die beiden kommenden Spieltage abgesagt. Alle Veranstaltungen ab 1000 Leute werden abgesagt oder finden ohne Zuschauer statt.
Und was machen die Fans bei den ersten beiden Geisterspielen mit deutscher Beteiligung in Gladbach und in Paris? Sie versammeln sich vor dem Stadion, feiern Pyropartys, die auch vor einem Stadion illegal sind. Das muss in diesen Tagen nicht sein, so sieht kein Zusammenhalt in der Gesellschaft aus, Solidarität ist was anderes.
Leider gab es auch von den Gladbach-Spielern in diese Richtung keine Statements. Im Gegenteil: Sie feierten die geballte Unterstützung vor dem Stadion. Wie zum Beispiel Christoph Kramer, der unbedacht betonte: "Es war beachtenswert, dass sich so viele Menschen hinter die Nordkurve stellen und mit uns feiern. Das ist dann schon ein Gefühl, wo man wirklich Gänsehaut bekommt. Dann weiß man, wofür man auf dem Rasen ein Spiel gespielt hat, dass nicht so viel Spaß gemacht hat, ohne Zuschauer. Es hat sich angefühlt wie eine Meisterfeier. Es waren auf jeden Fall sehr viele da und es war ein sehr schöner Moment. Ich finde das alles andere als selbstverständlich. Wir sind sehr froh, solche Fans zu haben.“
Fans, die zeigen, was sie von Geisterspielen halten. Nicht viel, genauso wie von Solidarität. Sie nehmen es in Kauf, dass sie so zur Ausbreitung des Coronavirus beitragen. Bleibt die Hoffnung, dass es in den anderen Stadien am Wochenende anders ablaufen wird. Denn so könnten die Fanlager der deutschen Vereine zeigen, dass ihnen Solidarität im Zweifel etwas mehr bedeutet als die eigenen Interessen.