Für große Sprüche steht der SV Meppen nicht. „Dafür sind wir nicht bekannt“, sagte der frühere Fußball-Nationalspieler und heutige Geschäftsführer Ronald Maul im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. Doch der Außenseiter ist selbstbewusst geworden. Platz fünf nach 25 Spieltagen in der 3. Liga, vier Punkte hinter dem Relegationsplatz drei. Und am Sonntag (14.00 Uhr) kommt Spitzenreiter MSV Duisburg nach Meppen. „Wir werden einen Teufel tun und uns schlechter reden oder machen als wir sind“, sagte der langjährige Bundesliga-Profi.
In der beschaulichen Kreisstadt im Landkreis Emsland wird wieder von der Zweiten Liga geträumt - 22 Jahre nach dem Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Trotz überschaubarer finanzieller Mittel hat es der Verein geschafft, in seiner dritten Drittliga-Saison nach dem Aufstieg ein ernsthafter Aufstiegsaspirant zu werden. Als Fünfter rangiert Meppen vor Traditionsclubs wie Eintracht Braunschweig, 1860 München oder dem 1. FC Kaiserslautern. „Wir haben uns von Jahr zu Jahr gesteigert“, erklärte Meppens Trainer Christian Neidhart.
Der SVM-Coach ist bereits seit 2013 im Amt. Maul nennt ihn den „Meister des Bauwerks“. Gemeinsam mit Sportvorstand Heiner Beckmann hat es das Trio geschafft, dass der Club mit offensivem und attraktivem Fußball wieder an die guten Zeiten anknüpfen kann. Damals zwischen 1987 und 1998, als der SV Meppen zum Schrecken aller abstiegsbedrohten Erstligisten wurde. „Ich spiele doch nicht in Meppen, da gehe ich lieber in die Türkei“, sagte der frühere Nationaltorhüter Toni Schumacher 1988, damals beim FC Schalke 04. Danach hatte der Club seinen Ruf weg.
Geschäftsführer Maul findet das lustig. „Was der Club damals in der 2. Liga war, sind wir heute in der 3. Liga. Meppen ist ein Ort, an dem man sich als Gegner nicht wohlfühlt“, sagte der ehemalige Bielefelder, der seit 2017 der starke Mann bei den Blau-Weißen ist. Am Sonntag soll dies auch Tabellenführer MSV Duisburg zu spüren bekommen. Mehr als 10 000 Fans werden erwartet. „Wir haben gezeigt, dass wir jeden schlagen können“, betonte Maul und erinnerte zudem an den 3:1-Hinspielerfolg. „Da haben wir gezeigt, dass es geht.“
Damals traf auch Deniz Undav für die Neidhart-Elf. Der 23-Jährige führt die Drittliga-Scorerwertung mit 14 Treffern und neun Vorlagen an. Der Torjäger ist der beste Beweis für kluge Transfers. Undav kam im Sommer 2018 ins Emsland. „Er wurde damals von Eintracht Braunschweig weggeschickt“, sagte Maul. Der Stürmer schaffte in dieser Saison den Durchbruch und ließ den nach Braunschweig abgewanderten Nick Proschwitz schnell vergessen.
Dass der nach der Saison ablösefreie und bereits umworbene Undav verlängern wird, ist unwahrscheinlich. Selbst wenn Meppen aufsteigen sollte, werden einige Vereine deutlich mehr bieten. „Sollte sich ein Spieler wirtschaftlich und sportlich verbessern können, akzeptieren wir das. Wir haben unsere Grenzen“, sagte Maul.
Doch die Grenzen können sich erweitern. Mit dem Zweitliga-Aufstieg oder dem Einzug in den DFB-Pokal. Dafür muss Meppen unter die ersten vier Mannschaften in der 3. Liga kommen. „Wenn wir im März, April noch immer in dem Tabellenbereich stehen, werden wir zusehen, unsere Ziele anzupassen“, erklärte Maul. „Wir genießen die Situation, sind aber immer noch der Underdog.“ dpa