„Das erinnert mich an unsere Oberliga-Zeiten, da waren immer so viele Zuschauer da, oft sogar noch mehr.“ In den 60er Jahren spielte Baranowski selber für die Grün-Weißen und bei den Ortsduellen gegen den Lüner SV, SSV Hagen, RW Lüdenscheid oder Brambauer 13 pilgerten sogar mehr als 4000 Zuschauer zum Fußballplatz. Bei der Nennung von Namen wie Dieter Zorc (Vater von BVB-Sportdirektor Michael), Uli Braun oder Trainer Heinrich Kwiatkowski gerät Baranowski ins Schwärmen. „Wir hatten sogar die Chance, in die Zweite Liga aufzusteigen, aber das hat dann doch nicht geklappt.“
An solche Erfolge ist im Dortmunder (Amateur)-Fußball aktuell kein Gedanke zu verschwenden. Doch immerhin dominieren Mannschaften aus der BVB-Stadt die Landesliga Westfalen Gruppe 3. Insofern kann sich Baranowski, der im Verein heute als Sportlicher Leiter fungiert, auch am Verlauf dieser Saison erfreuen, obwohl die Partie gegen Aplerbeck einiges an Mehrarbeit für ihn bedeutete. Ein derartiges Zuschaueraufkommen ist in der sechsten Liga die absolute Ausnahme. „Wir haben die Anzahl der Helfer verdreifacht“, so Baranowski, der hier insbesondere die Jugendspieler und die „Alten Herren“ lobte, die für solche Dienste immer parat stünden. Allein 25 Ordner sorgten für einen reibungslosen Ablauf des Spitzenspiels.
Demnach bot sich den Anhängern beider Mannschaften in allen Bereichen ein ungewohntes Bild. Gleich bei der Anreise wurden Autofahrer von Anweisern geleitet. Im Vorfeld hatte der Verein mit den Supermärkten im Evinger Zentrum Absprachen über die Nutzung von Parkplätzen getroffen. Derart lange Schlangen an den Kassen hat es im Eckeystadion auch schon lange nicht mehr gegeben. Zusätzliche Verpflegungsstände sorgten für das leibliche Wohl. „Eigentlich war auch ein Rahmenprogramm, etwa mit Torwandschießen für die Kleinen, geplant, aber das haben wir wegen der ungewissen Wetterlage nicht umsetzen können.“
Nicht alltäglich ist überdies die Präsenz der Polizei und der lokalen Politikprominenz bei einem Landesligaspiel. Doch Hauptkommissar Ulrich Bahrs hielt es für selbstverständlich bei einer so großen Veranstaltung dabei zu sein. „Wir erwarten zwar keine Probleme, aber allein das Regeln des Verkehrs wird wohl meinen Einsatz erfordern.“ Zudem sei es ein Zeichen von Respekt gegenüber den Leistungen des TuS. In diese Kerbe schlug auch Helmut Adden, Bezirksbürgermeister in Eving. „Eigentlich bin ich zwar Kemminghauser, aber eine Begegnung mit einer solchen Bedeutung kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen.“
Erstaunlich gelassen auf den großen Ansturm reagierten die Verantwortlichen im Vereinsheim. „Ach, das klappt ganz gut, da mache ich mir keine Sorgen“, gab sich Alexandra Willms kurz vor der Pause bestens gelaunt und bekam die sofortige Zustimmung ihrer Kolleginnen Helga Zarth und „Kuchenfee“ Elisabeth Sominke, die für ein Angebot von zwölf verschiedenen Leckereien gesorgt hat. Insgesamt das Vier- bis Fünffache der üblichen Menge habe der Einkauf schätzungsweise betragen.
Und ein Vielfaches mehr letztlich in die Vereinskassen gespült. „Das war wirtschaftlich ein großer Schritt“, freute sich Baranowski, der an einem normalen Spieltag rund 200 Zuschauer begrüßen kann. „So ein Spiel lässt sich wohl sobald nicht wiederholen“, lautete der einzig negative Gedanke über einen für ihn äußerst gelungenen Nachmittag.
Denn auch sportlich durften die Evinger nach der Partie feiern. Dank eines 2:1-Erfolges konnte der TuS nach einem intensiv geführten Spiel den Abstand auf Platz eins auf drei Punkte verringern. Der Dramatik eines echten Spitzenspiels angemessen fiel der Siegtreffer übrigens in der Nachspielzeit. Zusätzlich bitter für den Gast aus Aplerbeck und dessen Anhänger, die trotz des Auswärtsspiels deutlich in der Überzahl waren: Der Schiedsrichter pfiff nach dem Evinger Torjubel gar nicht mehr an.