Was war das für ein Getöse, welches Hertha BSC in den vergangenen 76 Tagen seit dem Amtsantritt von Jürgen Klinsmann als Trainer umwehte? Immer wieder wurde öffentlichkeitswirksam vom "Big City Club" geredet, der ehemalige Nationaltrainer wollte mithilfe der Millionen von Investor Lars Windhorst namhafte Neuzugänge in die Hauptstadt lotsen und so den Weg bereiten für den mittelfristigen Sprung nach oben.
Im Winter kursierten zunächst Namen wie Granit Xhaka oder Mario Götze, Transfers wie Krzysztof Piatek (22 Millionen Euro), Matheus Cunha (18 Millionen Euro), Santiago Ascacibar (11 Millionen Euro) oder Lucas Tousart (25 Millionen Euro, aber erst im Sommer in Berlin) ließen die Konkurrenz allerdings nicht minder staunen.
Seit Dienstagvormittag hat sich das Kapitel Klinsmann als Trainer in Berlin aber schon wieder erledigt. Die Bombe ließ der 55-Jährige in einer persönlichen Stellungnahme bei Facebook platzen, warf dabei den handelnden Personen bei der Hertha "mangelndes Vertrauen" vor - und stieß damit dem Verein völlig vor den Kopf. Denn die Hertha wusste von Klinsmanns Rücktritt offenbar nichts, erst eine Stunde später konnte die Alte Dame die Nachricht bestätigen.
Noch am Vorabend hatte Klinsmann in einem Live-Video auf Facebook kämpferisch gewirkt und behauptet, die Hertha und er "sind insgesamt auf dem richtigen Weg". In den nächsten Wochen wolle man sich Luft verschaffen im Abstiegskampf. Dass er zu dem Zeitpunkt noch nicht an einen Rücktritt dachte, darf wohl getrost ins Reich der Fabeln geschoben werden. Denn Hertha-Investor Windhorst bestätigte der "Bild", dass er schon am Montag von der Entscheidung erfahren habe.
Diese Selbstinszenierung Klinsmanns ist peinlich und unverschämt. Noch absurder wird es, wenn der Wahl-Kalifornier davon spricht, sich nun wieder auf seine Aufgabe als Aufsichtsrat besinnen zu wollen - die ursprünglich der Plan war, als Windhorst Klinsmann im Verein installierte.
Die Person, die sich über fehlendes Vertrauen der handelnden Personen beklagt, möchte nun also wieder in den Aufsichtsrat zurückkehren und über eben selbige urteilen? Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz war in den vergangenen Wochen häufig damit beschäftigt, die Hysterie im Klub zumindest etwas einzufangen. Offenbar nicht zu unrecht, denn nun stehen die Berliner erst einmal vor einem von Klinsmann hinterlassenen Scherbenhaufen. Bleibt dieser als Aufsichtsrat, scheint ein Machtkampf unausweichlich. Doch eine Frage bleibt: Was macht Investor Windhorst, wenn sein eigens installierter Vertrauensmann weichen soll?