Um den Fußball zur dopingfreien Zone zu machen, hatten der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) bei einem Symposium in Stuttgart am Mittwoch die Weichen für die Zukunft gestellt. Kernpunkt der Vereinbarungen, die Ende August noch offiziell im DFB-Präsidium verabschiedet werden müssen, ist die Entwicklung eines Konzepts für Trainingskontrollen in "dopingsensiblen Phasen".
Stuttgarts Trainer Armin Veh will Beweise, statt Aktionismus. (Foto: firo)
Besonders in der Saisonvorbereitung, der Winterpause und in Rehabilitations-Zeiträumen sollen die Profis künftig verstärkt getestet werden. Die anfallenden Kosten werden vom DFB übernommen. "Das Thema Doping-Bekämpfung steht bei uns an einer oberen Stelle", sagte DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt.
Die genaue Anzahl der zusätzlichen Kontrollen werde laut Kindermann gemeinsam mit der NADA erst noch festgelegt. Im vergangenen Jahr hatten die Dopingfahnder lediglich 87 Bundesligaspieler im Training kontrolliert. Damit wurde im Schnitt nur jeder zehnte Akteur im Jahr 2006 ein einziges Mal während der Übungsphase getestet.
In Sachen EPO-Tests ist der DFB hinter der Deutschen Triathlon-Union (DTU) und dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) momentan der durch die NADA am häufigsten kontrollierte Verband. Laut NADA-Statistik hat der DFB zudem so viele Wettkampftests durchgeführt wie kein anderer deutscher Sportverband. Im Kampf gegen etwaige schwarze Schafe der Szene will sich der DFB zudem an anderen Sportarten orientieren und die Meldepflicht einführen. Damit müssen die Profis künftig in der trainingsfreien Zeit ihre Aufenthaltsorte angeben. "Da werden sich einige mokieren. Aber jeder muss einsehen, dass es keinen anderen Weg gibt", meinte Kindermann. Über etwaige Konsequenzen bei Fehlverhalten soll noch diskutiert werden.
Meistertrainer Armin Veh vom VfB Stuttgart reagierte auf die Verschärfung der Trainingskontrollen mit einem gleichgültigen Schulterzucken. "Das ist mir eigentlich egal", sagte Veh und erweckte fast den Eindruck, als ob er den Vorstoß für puren Aktionismus halte: "Diejenigen, die behaupten, im Fußball werde gedopt, die sollen sich hinstellen und es beweisen."
Um die Spieler vor sich selbst zu schützen, wird Nationalmannschafts-Arzt Tim Meyer außerdem eine Aufklärungs-Broschüre in Sachen Nahrungsergänzungsmittel erstellen. Bei den Nationalspielern hat Meyer diesbezüglich und auch in puncto Medikamenten-Einahme eine "starke Sensibilisierung" ausgemacht. "Grundlegende Nachhilfe ist daher nicht erforderlich", betonte der Internist. Seit der Einführung von Dopingkontrollen in der Saison 1988/89 hatte es insgesamt 16 positive Dopingfälle gegeben, die im wesentlichen auf leichtfertigen Medikamenten-Missbrauch zurückzuführen waren. "Trotzdem darf sich der Fußball nicht selbstzufrieden zurücklehnen", sagte Kindermann und warnte vor den "Grauzonen" im Umfeld der Spieler, auf den die Mannschafts-Ärzte keinen Einfluss haben.