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Klaus Steilmann zieht Bilanz
„Die Niederlage ist schon da“

Klaus Steilmann zieht Bilanz
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Auch ein paar Tage vor seinem 78. Geburtstag ist Klaus Steilmann noch mitten im Geschäftsleben. Er kann einfach nicht anders, wie der charismatische Unternehmer schmunzelnd eingesteht. Nur einige seiner verbindlichen Termine sind jetzt eher privater Natur: Mittwoch kickt er in der Traditionself der SG, Donnerstagabends lädt er zur Skatrunde. Die Zigaretten hat er dabei nicht aufgegeben, als Mann alter Schule raucht er Lux-Filter. Allein deswegen lohnt sich das Großraum-Büro.

Herr Steilmann, letzten Sonntag ist Wattenscheid 09 in die Verbandsliga abgestiegen. Wie sehr schmerzt Sie dieser Tiefpunkt der Vereinsgeschichte?

Das ist eine tieftraurige Sache, da man sich Jahrzehnte mit dem Verein identifiziert und mit einer solchen Entwicklung nicht gerechnet hatte. Wattenscheid 09 ist oder besser war eine Marke und der Abstieg in die Fünftklassigkeit ist ein unheimlicher Verlust. Für alle, die an dem Verein hängen, egal ob das die Fans, die Kinder in der Jugendabteilung oder die Damen sind. Schließlich haben die Fußballer und die Leichtathleten des TV 01 Wattenscheid international bekannt gemacht, und so viele Aushängeschilder hat dieser Stadtteil nun nicht mehr.

Wie ist dieser Verfall zu erklären?

Diese Frage müssen Sie nicht mir, sondern dem amtierenden Vorstand stellen. Ich bin seit 1999 aus der direkten Leitung des Vereins heraus. Der Abstieg hat sicher damit zu tun, dass eben nicht genügend finanzielle Mittel da waren, um den Verein konkurrenzfähig zu halten. Weder auf dem Niveau der Regionalliga noch in der Oberliga. Wenn man keine geordneten Finanzen hat und die Gehälter der Spieler nicht mehr bezahlen kann, dann muss man sich wundern, dass die sonntags überhaupt auflaufen. Diese Entwicklung habe ich nicht kommen sehen. Vor allem nicht nachdem wir vor drei Jahren dieses glänzende Ergebnis mit dem Transfer der Altintops erzielt haben, die aus unserer Jugend gekommen sind. Wo sind die vier Millionen geblieben? Ich weiß es nicht. Im Fußball herrscht genauso wie im Handel eine knallharte Konkurrenz, und wer nicht wettbewerbsfähig ist, scheitert. Im nächsten Jahr kommt die 3. Bundesliga, was dazu führen kann, dass der Verein automatisch noch eine Klasse tiefer sinkt. Wie soll man aus diesem Sog herauskommen? Die Schere zwischen Proficlubs und Amateurvereinen wird also immer größer werden.

Nun droht sogar die Insolvenz. Eine weitere Niederlage?

Die Niederlage ist ja schon da. Ohne wenn und aber. Die Neugründung sehe ich eher als juristische Möglichkeit an, mit dem Verein unter dem alten Namen neu anzufangen. Aber um die Tatsache der Niederlage an sich, kommt man nicht mehr herum.

Gab es die Bundesliga in Wattenscheid nur dank des Mäzens Klaus Steilmann?

Ich habe in Zeiten vor dem Bosman-Urteil den Verein geleitet, und wir haben jedes Jahr einen Leistungsträger verkaufen müssen, damit wir von den Einnahmen einen Teil des Budgets decken konnten. Aber in den Bundesligajahren habe ich gar nicht so viel für die Profiabteilung ausgeben müssen, weil wir etliches selbst erwirtschaftet haben. Teuer wurde es in den Jahren der 2. Bundesliga und der Regionalliga. Da hat der Verein geblutet.

Zum Modellprojekt Wattenscheid 09 gehörte eine vorbildliche Jugendarbeit.

Das war mein Einstieg in den Klub und bedeutete für mich, eine klare soziale Position zu beziehen. Die jungen Leute sollten in einem gut geführten Verein eine vernünftige Ausbildung bekommen. Also haben wir uns auch mit Nachhilfelehrern darum gekümmert, dass sie in der Schule voran kamen und ihren Abschluss machten. Die Komponenten der sozialen Verantwortung waren für den Trainer oder den Jugendleiter selbstverständlich. Lesen Sie weiter auf Seite 2:

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