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Wattenscheid: Emotionsgeladene Versammlung
Hoffnung an der Lohrheide

Wattenscheid: Emotionsgeladene Versammlung
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Die außerordentliche Mitgliederversammlung der SG 09 Wattenscheid war gut besucht: Rund 300 Mitglieder wollten wissen, wie es mit ihrem Verein weiter geht. Der Vorsitzende der Sportgemeinschaft, Rechtsanwalt Prof. Dr. Rüdiger Knaup, eröffnete die Versammlung mit seiner persönliche Bilanz aus den letzten zehn Jahren seit seinem Amtsantritt. Vor allem der Bericht über die wirtschaftliche Entwicklung und die Höhe des derzeitigen Schuldenstandes stand im Mittelpunkt: Auf 1,224 Millionen Euro sind die Verpflichtungen der SG 09 angewachsen. "Eigentlich sind wir mausetot", bilanzierte der Vorsitzende.

Dennoch schürte Knaup auch Hoffnung, als er die Botschaft überbrachte, dass im Rahmen einer Gläubigerversammlung am Vormittag eine Einigung erzielt werden konnte. Auf rund 90% der Forderungen werden die Großgläubiger verzichten, so das Angebot der Geldgeber, das aber auch an Bedingungen geknüpft ist. Rund 350.000,- Euro müssen innerhalb von zwei Wochen aufgebracht werden, um ausstehende Gehälter und kurzfristige Verbindlichkeiten zu tilgen. Ansonsten sei eine Insolvenz nicht zu vermeiden.

Doch auch für den Ernstfall hat die Versammlung vorgesorgt. Dem Antrag auf Gründung der Sparte "Breitensport" wurde zugestimmt. Der Hintergrund: Mit der Ausgliederung der Abteilung "Fußball" in einen neuen Verein könnten sämtliche Spielklassen, für die man sportlich qualifiziert ist, erhalten bleiben. Die Insolvenz würde nur den verlassenen Hauptverein betreffen. Ein Verein wurde bereits im März vorsorglich gegründet und für den Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen gemeldet: Die "SG Wattenscheid 09". Der aktuelle Verein ist als "SG 1909 Wattenscheid e. V." eingetragen.

"Mit Bedenken" sieht Aufsichtsratsmitglied Peter Oelmann die Pläne der Verantwortlichen. Zu wenig Planungssicherheit und zu knappe Fristen bewegten das für die Frauen- und Mädchenabteilung verantwortliche ehemalige Vorstandsmitglied zu dem Antrag, die Abteilung sofort auszugründen. Die versammelten Mitglieder sprachen sich in großer Mehrheit gegen die Abspaltung aus.

Brisant wurde die Veranstaltung, als Knaup den Verbleib der Erlöse aus den Altintop-Transfers offenlegte. Im Interview mit RS erklärte der ehemalige Mäzen Dr. Klaus Steilmann wörtlich: "Diese Entwicklung habe ich nicht kommen sehen. Vor allem nicht, nachdem wir vor drei Jahren dieses glänzende Ergebnis mit den Altintops erzielt haben, die aus unserer Jugend gekommen sind. Wo sind die vier Millionen geblieben? Ich weiß es nicht." Schnell wurde klar, dass es sich um 2,75 Millionen, nicht um vier Millionen Euro handelte. Ein Großteil dessen ging an Steilmann. Nur Tage nach der Gutschrift wurden ca. eine Million an Steilmann direkt, 312.000 Euro zur Auslösung einer steilmannschen Bürgschaft aus dem Jahre 1984 überwiesen. Mit den restlichen rund 1,35 Millionen, die scheibchenweise eintrafen, wurden in den vergangenen vier Jahren Unterdeckungen im Etat ausgeglichen.

Emotionale Momente folgten, alte Rechnungen wurden beglichen. Die spürbaren Differenzen zwischen Herrn Steilmann und dem aktuellen Vorstand gipfelten in Wortgefechte. Auch Ex-Präsident Günther Ritter ergriff das Wort und erklärte treffend: "Diese private Fehde belastet den Verein unerträglich", so Ritter.

Fakt ist, dass es in der Lohrheide in Zukunft weiter Fußball geben wird. Unklar ist jedoch, unter welcher Leitung. Knaup legte seinen Vorsitz nieder: "Ich werde mithelfen, alles in die Wege zu leiten. Aber für ein Amt stehe ich nicht mehr zu Verfügung." Wer die Nachfolge antritt, ist derzeit noch völlig unklar. Klar ist jedoch, dass dem Verein mit der Spitzfindigkeit der Namensänderung alleine langfristig nicht geholfen ist. Zu schmal sind die Säulen, die den Klub derzeit tragen.

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