Wer vor der Saison die 2. Bundesliga als Ziel bis 2025 ausruft und am Ende in der Regionalliga landet, der steht so oder so erst vor einem Scherbenhaufen und dann vor einem kompletten Neuaufbau.
So ist es aktuell auch beim MSV Duisburg, der bereits am Wochenende rechnerisch nicht mehr zu retten sein könnte. Dann heißt es wie in der Parodie auf einen Flippers-Song, der aktuell die Runde macht, auf Wiedersehn Liga 3.
Doch bevor es nach Düren oder Wiedenbrück geht, wird bei den Zebras einmal alles auf links gedreht. Selbst Präsident Ingo Wald könnte bald nicht mehr im Amt sein, denn nach der Mitgliederversammlung am 10. April soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden, auf der die Mitglieder dann entscheiden können, ob sie Wald weiter an der Spitze sehen wollen oder nicht.
Vermutlich wollen sie das nicht, vermutlich wollen die Anhänger auch die wenigsten Spieler weiter im MSV-Trikot sehen. Vermutlich haben die meisten Akteure auch immer noch die Wahrnehmung, dass sie eigentlich richtig gute Drittliga-Spieler sind.
Klar ist nur: Mit Maximilian Braune und Batuhan Yavuz (beide bis zum 30. Juni 2026, Anm. d. Red.) sind lediglich zwei Eigengewächse - ligaunabhängig - ab dem 1. Juli 2024 weiter an den MSV Duisburg gebunden.
Allein das zeigt: Auch der Kader wird sich völlig neu aufstellen. Und hier stellt sich die Frage, wie gut kennen Michael Preetz und sein Team die Regionalliga? Und wie gut kennen sie die Ligen, in denen der MSV nun nach neuen Spielern fischen kann?
Denn der starke Mann der Meidericher soll das Gesicht des Aufbruchs sein, das Gesicht, das den Klub wieder in die 3. Liga führt. Vermutlich zusammen mit Kaderplaner Chris Schmoldt.
Bei ersten Gerüchten ging es um Spieler, die aus der Regionalliga kommen, die das Zeug haben, um einen sofortigen Wiederaufstieg zu agieren.
Man darf gespannt sein, mit welcher Taktik Preetz und seine Mitstreiter an die Kaderplanung gehen. Wer vielleicht aus dem Abstiegs-Kader doch bleiben darf oder will.
Und vor allem: Wer die neue Mannschaft trainiert? Auch hier sollte es jemand sein, der sich auskennt, der weiß, wie schwer es ist, aus dieser Liga rauszukommen. Paradoxerweise hatte man den Coach schon. Denn Boris Schommers, der nun bereits entlassen ist, kannte die Regionalliga, er hatte hier großen Erfolg mit dem 1. FC Düren.
Vielleicht war er einfach zur falschen Zeit beim MSV. Mit dem Blick nach vorne ist zumindest eines klar: Wenn sich der MSV finanziell einigermaßen solide aufstellt, dann sollte der Wiederaufstieg realistisch sein.
Denn Alemannia Aachen wird vermutlich Ende der Woche die Liga verlassen - und dann gibt es kein Zugpferd mehr abseits vom MSV, das zum Start der Liga ein großer Favorit wäre. In der Saison 2024/25 gibt es in Liga vier keine Sportfreunde Lotte, die damals einen großen Etat hatten, kein Rot-Weiss Essen, keinen BVB II, kein Alemannia Aachen, kein Preußen Münster oder kein Viktoria Köln.
Allesamt Teams, die in den letzten Jahren mit Etats an den Start gingen, die die ganze Liga dominierten. Jetzt werden Klubs wie der WSV, Rot-Weiß Oberhausen, der SV Rödinghausen oder eine U23-Elf oben mitspielen.
Aber ohne einen Etat, vor dem man erschrecken müsste. Im Gegenteil: Die meisten Klubs müssen ihren Etat anpassen oder stark kürzen wie die Wuppertaler. Daher ist das sicher eine große Chance für den MSV, wenn der Klub es schafft, die frühzeitige Planungssicherheit zu nutzen um sich einmal komplett neu aufzustellen.
Dann würde der Abstieg auch eine Chance bieten, die alten Zöpfe und Strukturen, die keinen Erfolg gebracht haben, ohne Rücksicht auf Verluste abzuschneiden und neu durchzustarten.