Er ist 1,91 Meter groß und wiegt nur 70 Kilogramm. Santiago Castaneda hat mit Anbruch der vierminütigen Nachspielzeit im Drittliga-Abstiegskrimi zwischen dem MSV Duisburg und dem VfB Lübeck (1:0) nicht groß nachgedacht. Am Ende wurde der 19-Jährige zum umjubelten Helden und ließ die Schauinsland-Reisen-Arena explodieren.
„Ich bin überglücklich. Ich habe, seit ich hier bin, davon geträumt, mein erstes Tor zu schießen. Die Fans haben uns unglaublich unterstützt. Das ist alles so verrückt“, lauteten die ersten englischen Worte des schmächtigen, aber zweikampfstarken Sechsers der Zebras.
Kurz vor seiner Einwechslung und der Befreiung gegen den direkten Konkurrenten gab es von Trainer Boris Schommers noch eine Motivationsspritze, die sich am Ende bezahlt gemacht hat. Castaneda konnte es kaum erwarten seiner Familie im US-amerikanischen Tampa von seinem ersten Profitor zu erzählen. „Ich werde sie sofort anrufen, sie unterstützen mich extrem“, strahlte Duisburgs Nummer 5.
Der Mittelfeldspieler wechselte im Sommer durch die Zusammenarbeit des Capelli-Sport-Netzwerks an die Wedau und war zuvor für die Tampa Bay Rowdies in der USL Championship aktiv. Den Abstiegskampf kennt er von dort in dieser Form nicht. Wohnhaft in Dinslaken hat der Youngster in der vergangenen Woche zum ersten Mal in seinem Leben Schnee gesehen. Doch trotz der vielen neuen Eindrücke hat sich Castaneda auf dem Platz schnell zurechtgefunden.
Viel Einsatzzeit: "Hätte ich nicht erwartet"
Inzwischen stehen zwölf Drittligaeinsätze zu Buche, die Hälfte davon bestritt er über die vollen 90 Minuten. Einen Status, den sich das Talent vor dem Transfer nicht hätte erträumen lassen können. „Das habe ich nicht erwartet. Ich habe sehr viel gelernt und mich immer weiter verbessert. Ich arbeite jeden Tag hart fürs Team. Sie helfen mir extrem. Ich bin hier in meinem erste Profi-Team. Es ist die härteste Situation meiner Karriere. Aber ich lerne als junger Spieler auch durch Schwierigkeiten“, lobte Castaneda, der fest an den Turnaround glaubt.
Auch sein Trainer Boris Schommers weiß, dass der Sommer-Neuzugang seine Erwartungen bereits übertroffen hat. „Er hat den Ball sehr gut genommen und voller Überzeugung reingemacht. Er hat für seine junges Alter eine Ruhe am Ball, eine gute Übersicht und findet in der großen Drucksituation immer wieder Lösungen. Er muss diesen Weg weitergehen und natürlich auch noch viele Bereiche optimieren. Aber da vorne taucht er eigentlich nicht so oft auf.“